Ostersonntag, 17. April
Um 5.30 Uhr Treffen vor der Cafeteria mit allen, die gleich von hier aus zur Ostermorgenfeier auf dem Friedhof ziehen werden. Ein Gebet für uns, dann starten wir. An Bord Andreas (Arzt und Therapeut), Polina (Englischlehrerin aus Kiew und zurzeit Gast im Kloster) und ich. Schon vier Stunden später über die Grenze nach Österreich. Läuft.
13.30 Uhr. Wir passieren die Grenze nach Ungarn. Vorher an Wien vorbei, kleiner Spaziergang zur Donau, Rast in traumhaftem Ambiente. Läuft weiterhin. Noch 736 km bis Cristian/Rumänien.
18.15 Uhr. Wir sind in Rumänien. Vorher endlos geradeaus durch Ungarn, vorbei an Abzweigungen zu für uns unaussprechlichen Orten. An der Grenze lassen uns die Beamten warten. Ein ukrainischer Pass und zwei deutsche, ist da wirklich alles in Ordnung? Ist es! Noch 329 km.
20.30 Uhr (deutsche Zeit, Rumänien ist eine Stunde weiter). Nach ziemlich genau 15 Stunden für die 1450 km sind wir wohlbehalten und dankbar im Dorf Cristian bei Sibiu angekommen. Freundlicher Empfang, leckeres Abendessen, kurzer Nachtspaziergang, ab ins Bett. Gott sei Dank für die Bewahrung auf der langen Fahrt!
Ostermontag, 18. April
8.30 Uhr. Bus ist ausgeladen. Große Pakete stehen zum Abtransport in die Ukraine bereit: sterile Kompressen, Verbandszeug, Medikamente, Erste-Hilfe-Notfallboxen, Überlebenspakete für Familien. Konkret aus der Ukraine bestellt, von Geldspenden gezielt zu Großhandelspreisen geordert, liebevoll verpackt, von Polina in kyrillischen Buchstaben beschriftet. In wenigen Stunden geht es für die Hilfsgüter los in die Ukraine, teilweise bis Kiew. Organisiert wird der Weitertransport von der christlichen Sozialstation »Philadelphia«, die Rosina und Matthias Ruopp leiten.
16.00 Uhr. Nach quälend langer Fahrt von Cristian in Braşov angekommen. Treffen mit unseren Ansprechpartnern und Brückenbauern vor Ort, Christiane und Joachim Lorenz. Begegnung mit der Leiterin des Aufnahmelagers für Ukraine-Flüchtlinge, Andreea Rinceanu. Sie ist überglücklich über unsere Hilfe und schwärmt, wie sehr sich die Flüchtlinge gefreut hätten. Ganz besonders übrigens über kleine »Mutmacher-Briefe« aus Deutschland mit persönlichen Grüßen, die in einigen Sachspenden »versteckt« waren.
21.15 Uhr, Schlafenszeit. Schwer beeindruckt von den engagierten Menschen, die wir heute getroffen haben. Mit denen arbeiten wir gerne weiterhin zusammen. Danke ihnen allen. Und jetzt flugs schlafen – um 3.40 Uhr wird der Wecker klingeln.
Dienstag, 19. April
4.30 Uhr. Bei Lorenzens treffen wir uns mit der Witwe Katya und ihren drei Kindern. Wir nehmen sie mit nach Triefenstein. Los geht’s!
11.00 Uhr. Probleme an der rumänisch-ungarischen Grenze. Ein Pass ist »alt« und enthält handschriftliche Notizen. Der Grenzer zögert. Als hätten die Menschen aus der Ukraine keine anderen Probleme. Noch exakt 1100 km bis Triefenstein.
19.00 Uhr. In Deutschland. Stau und Regen (die uns in Österreich die Fahrt schwer machten) sind wie weggeblasen. Der Verkehr läuft, die Stimmung steigt. Trotz der Müdigkeit. Schließlich sind wir seit 3.30 Uhr deutscher Zeit unterwegs. Nur noch 292 km.
22.20 Uhr. Das Klostertor öffnet sich, wir stellen den Bus ab und sind erledigt, aber unendlich dankbar. Doro und Br. Christian empfangen uns und begleiten unsere neuen Gäste in ihre Zimmer.
Mehr als 3000 km war unser Bus unterwegs (ausgeliehen hat ihn uns freundlicherweise die August-Hermann-Francke-Schule aus Gießen). In der Ukraine dringend benötigte Medikamente, Verbandsmaterialien, Lebensmittelpakete sind bereits dort angekommen. Wir freuen uns, dass wir Katya und ihre Kinder mitbringen konnten. Am nächsten Morgen begrüßen mich Kinder und Mama mit einer herzlichen Umarmung; sie sind froh und dankbar, in Sicherheit und in einer so schönen Umgebung gelandet zu sein.
Danke allen, die vorbereitet, mitgedacht, geplant, angepackt, gespendet, gebetet und mitgetragen haben. Das war eine großartige Teamleistung!