Wir Europäer sind es gewohnt, 24 Stunden am Tag Strom zu haben. Hier im Kongo ist eine zuverlässige Stromversorgung die Ausnahme. In den ländlichen Regionen ist bei Strom und Wasser jeder auf sich selbst angewiesen.
Im Bereich des Hospitals Vanga gibt es normalerweise nur drei Stunden am Abend Strom über das eigene Missions-Stromnetz. Dieser Strom wird durch Diesel-Generatoren erzeugt. Zusätzlich liefern etwa zehn voneinander unabhängige solarunterstützte Batterie-Projekte Strom. Diese kleinen Batteriesysteme brauchen aber viel Wartung und Pflege, sie sind anfällig und kompliziert in der Anwendung. Das bisherige System mit »Insellösungen« ist unbefriedigend, instabil und auch kostenintensiv. Außerdem reicht die Batteriekapazität nur knapp und häufig gar nicht für den Notfallraum in der Kinderstation. Dann ist dort zusätzlicher teurer Generatorstrom nötig.
Die großzügige Spende
Schon viele Jahre überlegen wir, wie die Stromversorgung des Hospitals verbessert werden könnte. Solarstrom ist eindeutig das Modell der Zukunft. Aber wir fragten uns: Wie könnten wir ein System aufbauen, das in die besondere Situation in Vanga passt?
Ein befreundetes Unternehmen, das moderne, computergesteuerte Batteriesysteme herstellt, beriet uns, spendete uns eine große Batterie und versprach uns auch, die Anlage vor Ort in Betrieb zu nehmen. Nach langer Vorbereitung konnten wir die komplette Anlage im Frühjahr von Deutschland aus in einem Container auf die lange Reise in den Kongo schicken. Erstaunlich schnell kam die Fracht im Kongo an; auch die Zollformalitäten in der Hauptstadt Kinshasa und der Transport nach Vanga liefen unerwartet reibungslos und geradezu blitzschnell.
Fachleute am Werk
Br. Hans, Harald Wolf, Walter Weigand und Albert Busch sind extra aus Europa angereist, um mit unseren kongolesischen Mitarbeitern vor Ort die Anlage aus den eigens gezimmerten Überseekisten auszupacken, die Solarpaneelen auf den Dächern anzubringen und das Batteriesystem aufzubauen. Ein Fachmann der Firma ads-tec aus Nürtingen, die uns die Batterie geschenkt hat, wird im Oktober vor Ort sein und die Anlage dann in Betrieb nehmen.
Handeln trotz des Risikos
Noch sind viele Fragen offen: Haben wir die Anlage genug vor Blitzen und anderen Gefahren geschützt? Können wir damit tatsächlich einen großen Teil der bisherigen Kosten für Diesel einsparen (zur Zeit brauchen wir für die Generatoren jeden Monat Diesel im Wert von rund 4000 Dollar)? Klappt die Überwachung der Anlage via Internet, die einige unserer Freunde ehrenamtlich von Deutschland aus übernehmen werden? Können die engagierten einheimischen Techniker die Anlage vor Ort managen, betreiben, warten und pflegen? Könnte die neue Stromquelle bei den Nachbarn Neid und Unfrieden auslösen?
Bei aller guten Vorbereitung und bei allem technischem Sachverstand: Viele Risiken bleiben. Doch hier vor Ort wird mir wieder bewusst: Für das Krankenhaus in Vanga mit seinen 400 Betten, seinem OP-Saal, seiner Kinder-Intensivstation ist es unbedingt wichtig, zuverlässig mit Strom versorgt zu werden. Die Stromversorgung kann hier im Busch wirklich Leben retten und die Lage unzähliger Menschen – Patienten wie Krankenhaus-Mitarbeitern – deutlich verbessern.
Wir wissen, dass es im Kongo viele Herausforderungen und Probleme gibt, die wir nicht vorausberechnen können und denen wir teilweise einfach ausgeliefert sind. Das entbindet uns aber nicht davon, das uns Mögliche zu tun. Das »Restrisiko« legen wir in Gottes Hand.
Bisher haben wir den Eindruck, dass unser Vater im Himmel in beeindruckender Deutlichkeit seinen Segen zur Reise des Containers und der Arbeit an dem Projekt gegeben hat. Wir wissen aber: wir sind weiterhin abhängig von SEINER Hilfe.