Auch wenn es uns nicht leicht fällt, über Missbrauch und sexualisierte Gewalt in unseren eigenen Reihen zu sprechen, wollen und müssen wir uns zu einem dunklen Kapitel unserer Geschichte äußern.
Schlüsselfigur dabei war der ehemalige Prior, Otto Friedrich (verstorben 2018). Schon in der Frühzeit der Bruderschaft (entstanden 1961) und anschließend mehr als drei Jahrzehnte lang missbrauchte er mindestens acht Mitglieder unsererer Bruderschaft, darunter mindestens einen zum Tatzeitpunkt noch nicht volljährigen Bruder. Zu Lebzeiten von Otto Friedrich kam es gegen ihn nie zu einer Anzeige durch die Bruderschaft oder zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen.
Das ist Ergebnis einer Expertengruppe, die zwei Jahre lang in persönlichen Gesprächen, in Datensammlungen und weiteren Akten Einsicht in dieses Kapitel der Bruderschaftsgeschichte nahm. In dieser sogenannten »Spurgruppe« arbeiteten eine Juristin, eine Traumatherapeutin, ein Psychotherapeut und ein Theologe zusammen. In unserem Auftrag und mit unserer vollen Unterstützung nahm die Gruppe Kontakt mit insgesamt 51 aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der Bruderschaft auf. Grundlage ihres Berichts sind vor allem Gespräche mit oder schriftliche Äußerungen von insgesamt 15 Betroffenen.
Den 99 Seiten umfassenden Bericht der Gruppe finden Sie hier. Bitte beachten Sie, dass dieser Bericht sensible Themen aus dem Bereich sexualisierte Gewalt enthält. Bitte achten Sie auf Ihr Wohlbefinden und brechen Sie das Lesen bei Bedarf ab oder überspringen Sie das betreffende Kapitel. Zwei Stellen mit detaillierten Schilderungen von Oralsex wurden von der CT-Bruderschaft mit Einverständnis des dort zitierten Betroffenen im Manuskript geschwärzt.
Um weiteren Fehlentwicklungen vorzubeugen, hat die Bruderschaft bereits seit 2010 eine Ombudsstelle eingerichtet, also eine unabhängige Beschwerdestelle für Opfer und indirekt Betroffene. Außerdem gab sich die Bruderschaft eine Präventionsordnung und formulierte eine Selbstverpflichtung, die alle Brüder unterschrieben haben. Darin ist klar geregelt, dass sämtliche Fälle von Grenzverletzungen und sexualisierter Gewalt im Rahmen der Arbeit der Christusträger von der Leitung sehr ernst genommen werden und dass jeweils unabhängige Fachleute hinzugezogen werden und je nach Schwere auch Polizei bzw. Staatsanwaltschaft. Informationen dazu finden Sie unter dem Menüpunkt Prävention.