Christusträger Bruderschaft

Malen als Schlüssel zum Herzen

Anfang des Jahres unterstützten Gabi und Harald Wolf aus Aschaffenburg unser Brüderteam in Vanga. Gabi machte dabei eine ganz besondere Erfahrung mit den kleinen Patienten auf der Kinderstation.

Gabi Wolf in der Kinderstation — © Gabi Wolf, 2016
Gabi Wolf in der Kinderstation — © Gabi Wolf, 2016

Vanga und speziell die Arbeit der Brüder dort im Buschkrankenhaus kannten Harald und ich schon – schließlich war es unser zweiter Arbeitseinsatz dort. Was Harald diesmal tun würde, war vorher klar abgesprochen: Er kümmerte sich um die Elektrik im Brüderhaus und bereitete den Einbau neuer Generatoren für das Krankenhaus vor, die von Deutschland aus auf abenteuerlichen Wegen in Vanga eintrafen. Aber wie könnte ich helfen? Ich wollte mich wieder im Haushalt der Brüder einbringen, den Kindergarten besuchen und auch die Sonntagsschule (schließlich bin ich gelernte Erzieherin).

Es kam jedoch ganz anders: Br. Friedhelm nahm mich mit auf Visite in seine Kinderstation im Krankenhaus. Wir besuchten die einzelnen Zimmer, sahen bis zu 16 Betten in einem Saal. Auf den Betten saßen die Mamas oder Omas mit ihren Kindern. Sie saßen da und warteten, warteten, warteten. Auf den Doktor, auf eine Behandlung, aufs Essen. Und dann wieder warten …

Der Warteraum in der Kinderstation — © Gabi Wolf, 2016

Einige Mamas kuschelten liebevoll mit ihren Babys, andere Kinder schliefen. Das gleiche erlebte ich auf den anderen Stationen. Ich überlegte: Was könnte ich tun, um den Tag für die Kinder etwas erfreulicher und lebendiger zu gestalten? Ich wusste: In Deutschland gibt es in manchen Kinderkrankenhäusern den »Klinikclown«. Der bringt Kinder zum Lachen, ermutigt sie zum Spielen und aktiviert so ihre Selbstheilungskräfte. Die Kraft des Humors kann so die medizinische Therapie unterstützen. Leider konnte ich mich hier in Vanga nicht einfach in einen solchen Klinikclown verwandeln. Ich hatte keine rote Nase dabei und wer weiß, vielleicht hätten die Kinder hier nur Angst vor mir bekommen.

Erste Meisterwerke entstehen — © Gabi Wolf, 2016

Mir kam eine andere Idee: Ich könnte mit den Kindern malen. Ein wenig aufgeregt war ich schon, als ich das erste Mal allein in die Kinderstation ging, um die Idee umzusetzen. Zur Vorbereitung hatte ich mir aus dem Wörterbuch einige französische Sätze herausgeschrieben und auswendig gelernt. Im ersten Saal wurde ich von den Krankenpflegern herzlich begrüßt. Ich sagte ihnen auch gleich mein Anliegen: »Ich möchte mit den Kindern malen.«

Ein kleiner, trauriger Junge saß allein auf dem Bett, ich setze mich zu ihm und fragte: »Wollen wir malen?« Er antwortete: »Ja«. Schnell packte ich meine Mal-Utensilien aus und gab sie dem Jungen. Mit großen Augen schaute er mich an, nichts passierte. Ich fragte nochmals: »Wollen wir malen?« Er wiederholte: »Ja«, da kapierte ich es, ich musste ihm etwas vor malen.

Zuerst malte ich ein Haus mit Palmen und einem Kind davor. Genauso malte er es ab. Es dauerte nicht lange und andere Kinder kamen dazu und wollten auch Papier und Stifte. So saßen am Ende vier Kinder auf dem Bett und malten.

Malen in der Kinderstation — © Gabi Wolf, 2016

Die Mamas schauten interessiert zu und wollten auch Papier und Stifte. Eine Mama zeichnete Kleidung mit wunderschönen Mustern und andere ihr Haus mit Garten. Nach eineinhalb Stunden verabschiedete ich mich und sagte ihnen, dass ich morgen wieder komme.

Am nächsten Tag machte ich Halt im Warteraum der Station, viele Kinder saßen gelangweilt dort herum und warteten auf eine Behandlung. Schnell packte ich wieder meine Tasche aus und im Nu waren fünf Kinder da und wollten malen und schreiben. So entstanden bunte Autos, große Vögel, Flugzeuge, Häuser und Menschen. Alle hatten viel Freude und malten einfach drauf los.

© Gabi Wolf, 2016

Ich besuchte auch den kleinen traurigen Jungen von gestern wieder. Als er mich sah, leuchteten seine Augen und er begann sofort mit dem Malen: das Haus seiner Familie, ein paar Vögel. Ich konnte sehen, mit welcher Begeisterung er malte, die Traurigkeit war wie weggewischt.

Am nächsten Tag kam eine Krankenpflegerin zu mir und lud mich in ein anderes Krankenzimmer ein. Auch dort malte ich mit den Kindern. Die Mamas lachten und griffen manchmal auch selbst zu den Stiften, wenn ihre Kleinen mit einem Bild nicht so gut zurecht kamen. Ich konnte mit ihnen nicht wirklich sprechen, aber ich verständigte mich mit Müttern und Kindern durch Mimik und Gestik. Das Malen war wie ein Schlüssel zu ihren Herzen.

Sehr gefreut habe ich mich, als eine Krankenpflegerin zu mir kam und mich um Papier und Stifte für die Kinder bat. Nun hoffe ich, dass sie hin und wieder mit den Kindern malt bzw. sie zum Malen anregt.

Im Juni werden Harald und ich noch einmal sechs Wochen lang in Vanga sein, weil dann größere technische Arbeiten anstehen. Ich werde jede Menge Stifte mitbringen und freue mich schon heute auf die Malstunden mit den Kindern. 

Gabi Wolf, 19.02.16

Zurück zu Berichte