Wie jedes Mal bin ich in Vanga in eine andere Welt eingetaucht. Eine Welt voller Herausforderungen, voller Armut, voller Chaos, aber auch voller Lebendigkeit und Hoffnung.
Ernüchternde Bilanz
Ich durfte beim Ärztefrühstück dabei sein. In unserem Brüderhaus treffen sich dafür die Ärzte des Hospitals und tauschen sich über aktuelle Situation aus. Das Ergebnis ist ernüchternd: Für die über 500 Patienten bräuchte es mindestens 20 Ärzte, im Moment gibt es nur neun. In diesem Jahr haben fünf junge Ärzte das Hospital verlassen, vor allem wegen der geringen Bezahlung von 200 bis 300 Dollar pro Monat. Die 40 Medizinstudenten, die gerade ihr Praktikumsjahr in Vanga machen, können das Fehlen der Ärzte nicht kompensieren. Und von den 120 Pflegekräften ist nicht mal die Hälfe gut ausgebildet.
Spürbare Hoffnung
Ein Gottesdienstbesuch durfte nicht fehlen. Die Länge von drei Stunden, die man in Deutschland und in der Schweiz niemandem zumuten könnte, ist hier für alle völlig normal. Lebendig wird es vor allem durch die mitreißende Musik der Band und von den Kindern des Kinderchors, die aus voller Kehle und am liebsten ohne Schuhe singen. Bei allem Bedrückenden, gewinne ich beim Anblick dieser jungen Menschen Zuversicht für Vanga.
Hinter den Kulissen
Mit Dr. David, einem jungen Arzt, der seit 4 Jahren in Vanga arbeitet, machte ich einen Rundgang durch das gesamte Hospital. In der Geburtsklinik werden jede Woche 12 Kinder geboren, manchmal auch mehr. Viele Kinder müssen intensivmedizinisch betreut werden und sind daher auf der Kinderstation. Ich fotografiere hier nicht, denn ich möchte die Bilder in meinem Inneren bewahren.
In der nächsten Station müssen die Patientinnen und Patienten bis zu einem Jahr bleiben, weil sie schwer heilende Wunden haben. Ihre Angehörigen sind für den Teil der Versorgung der Patienten verantwortlich, der über das Medizinische hinaus geht. Im Labor nebenan erinnert man sich noch an Br. Jörg, der es mit viel Geduld und Mühe aufgebaut hat.
Die Verwaltung besteht aus einem riesigen Berg voller Akten. Alle Patientenakten seit 2000 sind dort gelagert. Dr. David träumt davon, dass alles irgendwann digitalisiert wird. Aber ob es Fachleute dafür gibt und wie man diese für solch eine Aufgabe gewinnt, ist fraglich. Es gibt immer noch dringlichere Herausforderungen, gerade im medizinischen Bereich. Zum Beispiel funktioniert im Röntgenlabor nur noch ein Gerät und es mangelt an Blutkonserven.
Ich bin beeindruckt von Dr. Davids Arbeit und vom Einsatz, den er und seine Kolleginnen und Kollegen unter diesen Bedingungen für die Patienten zeigen. Auf dem Weg durchs Gelände sehe ich ein ausrangiertes Krankenbett, das als Wäscheständer benutzt wird. Aus der Not heraus lebt man hier nachhaltig.
Leben im Brüderhaus
Im Brüderhaus leben inzwischen einige junge kongolesische Männer. Manche arbeiten in der Krankenpflege, einige arbeiten im Garten, andere gehen noch zur Schule. Es ist eine fröhliche Gemeinschaft, in der sich Br. Friedhelm wohl fühlt.
Mich fasziniert die urige Art, wie hier gearbeitet wird. In einem Stein(zeit)-Ofen wird alle zwei Tage Brot gebacken. Das gibt es zum Frühstück und es schmeckt allen sehr gut. Aus Naturmaterialien wird um das Haus herum ein Zaun gebaut, der Ziegen und Hühner fernhalten soll, die alles kurz und kahl fressen. Mama Micheline hilft beim Kochen und im Haushalt. Ihr seht sie in einem Trikot vom Sportverein Frankonia Lengfurt. Es kam schon vor längerer Zeit als Spende hier an.
Weihnachtliche Küchenanekdote
Der Koch hatte für den Weihnachtsbraten bereits einen Bullen organisiert, der ein paar Tage auf dem Brüdergelände stand. Dann hat sich herausgestellt, dass er doch zu teuer ist und somit musste er zurück zu seinem Besitzer. Jetzt muss eine neue Idee her, denn zu Weihnachten soll es schon etwas Besonderes für alle geben.
Inzwischen bin ich auf dem Weg zurück in die Schweiz. Ich wünsche euch allen gesegnete Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr.
Herzliche Grüße