Christusträger Bruderschaft

Als »Ersatzmann« in Bangladesch

Anfang August ist Br. Kurt von Zürich aus zu einem ganz besonderen Einsatz aufgebrochen. Auf Einladung der Brüder von Taizé lebt und arbeitet er für einige Wochen auf einer kleinen Taizé-Station in Bangladesch mit. Hier sein Bericht:

Br. Kurt ist derzeit in Bangladesch
Br. Kurt ist derzeit in Bangladesch

Bevor ich nach Asien losflog, wusste ich noch gar nicht viel von der Station Thanarbaid. Seit zwei Jahren sind einige Brüder aus Taizé dort tätig. Aber aus verschiedenen Gründen blieb in diesem Sommer Br. Eric für eine Zeitlang allein zurück. Den sollte ich unterstützen und einige Wochen mit ihm Gemeinschaft pflegen. Also eher ein »Familienbesuch« innerhalb der Kommunitäten-Familie als ein Arbeitseinsatz.

Die Wucht in Grün

Nach dem Abflug in Zürich, dem Zwischenstopp im mondänen Riesen-Airport Dubai und der fünf Stunden langen Autofahrt von der Hauptstadt Dhaka wirkte Thanarbaid für mich wie eine andere Welt. Es ist eine Wucht in Grün – alles treibt und sprießt in den Tagen des Monsuns wie irr.

Gut gepflegter Garten – © Br. Kurt Gfeller 2024

Unser Gelände gleicht einem Mustergarten. Es gibt viel Platz für Bäume ganz unterschiedlicher Art, darunter viele Obst tragende, dazwischen größere und kleinere Parzellen für Gemüse, Gewürze und Früchte, außerdem einen gut bestückten Fischteich in Verbindung mit einer im Aufbau befindlichen Entenzucht; auch für Hühner und vier Rinder ist Platz, und am Rand gibt es einen Koben für Schweine.

​​​​​​Ich konnte miterleben, wie die unter Wasser stehenden Reisfelder bearbeitet wurden. Erst kam eine große Einachser-Fräse zum Einsatz, anschließend wurde der Reis von Hand gepflanzt, auch bei immer wieder einsetzenden Regengüssen.

Auf einem kleinen Feld für »Nassreis« konnte ich eine ganz besondere Erfahrung machen. Ich versuchte, mit eigenen Händen etwa drei Dutzend Setzlinge im ganz schlüpfrigen, gut fußhohen Schlick unterzubringen. Dabei merkte ich, wie neben den Mücken auch die Wärme und Feuchtigkeit meine Lust für praktische Arbeit dämpften.

Mühsame Arbeit im Reisfeld – © Br. Kurt Gfeller 2024

Engagiert bei der Arbeit und beim Gebet

Von diesen Bedingungen aber lassen sich die angestellten Mitarbeiterinnen und auch einige jugendliche Helfer nicht stören (diese Jungs aus ärmlichen Familien sind in einer einfachen Herberge untergebracht, können die Schule besuchen und helfen im Gegenzug in Haus und Hof mit). Gemeinsam halten sie Landwirtschaft und Küche in Schuss. Und sie tragen auch die Stundengebete dreimal am Tag mit, selbst dann, wenn Br. Eric ausnahmsweise einmal nicht dabei sein sollte.

Mir dienen diese Zeiten zur Einkehr. Ich kann dabei an das beunruhigende Weltgeschehen und auch an euch in Europa denken. Ungefähr jeden zweiten Tag besucht mich ein junger Sprachhelfer. Wegen der politischen Unruhen läuft sein College noch nicht. Bangla, die Landessprache, ist eine Riesenherausforderung für mich und wie befürchtet bleibt bei mir echt wenig hängen. Aber er erklärt mir auch einiges über Land und Leute und kennt sich gut aus in der Landwirtschaft.

Gebet in der Kapelle – © Br. Kurt Gfeller 2024

Die Brüder von Taizé arbeiten insgesamt schon mehr als 50 Jahre in Bangladesch und haben hier etliche Projekte angestoßen. Einige davon konnte ich bereits besichtigen. Z.B. die »Arche«, eine Einrichtung für Menschen mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen. Aus Europa kenne ich Arche-Gemeinschaften recht gut, ich habe solche Gruppen schon einige Male in Triefenstein begleitet. So konnte ich den Besuch hier hemmungslos genießen und mich darüber freuen, dass es auch hier eine solche Einrichtung für Menschen mit Behinderungen gibt.

Überall zuvorkommende Menschen – © Br. Kurt Gfeller 2024

Angefangen bei der Passkontrolle werde ich überall sehr zuvorkommend behandelt. Schon beim ersten kleinen Spaziergang wurde ich am Betelnuss-Kiosk zum Tee eingeladen. Obwohl der sehr nette Besitzer nur ein paar Worte mehr Englisch sprach als ich Bangla.

Ich lebe einfach mit, wenn es klappt bis zum gebuchten Rückflug Ende September. Immer noch im Staunen darüber, dass ich hier sein kann.

 

Br. Kurt, 26.08.24

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