Christusträger Bruderschaft

Gelassen auch in schwierigen Zeiten

Nach langer Zwangspause sind die Brüder Schorsch und Jac seit Anfang September wieder im Einsatz in Kabul. Hier Eindrücke und Informationen von dort:

Br. Schorsch und Br. Jac – © Br. Bodo Flach 2020
Br. Schorsch und Br. Jac – © Br. Bodo Flach 2020

Selbstverständlich schien die Sonne bei unserer Rückkehr in der uns so vertrauten Stadt. Am 10. September signalisierte uns der blaue Himmel ein Willkommen. Wir freuten uns sehr, dass keiner von unseren langjährigen Mitarbeitern fehlte und sie alle mit Gottes Hilfe die schwere Corona-Zeit der letzten Monate gut überstanden hatten. 

Uns fiel auf: Die Friedhöfe um die Stadt herum sind sichtlich größer geworden. Liegen dort die Opfer von Corona begraben oder die der vielen bewaffneten Konflikte? Keiner kann diese Frage genau beantworten. Auch während der Monate, die wir im Land sind, kommt es zu schlimmen Anschlägen mit zahlreichen Todesopfern. Ich kann die Afghanen nur dafür bewundern, mit welcher Gelassenheit sie die schwierige Lage in ihrer Heimat ertragen.

Trotz Corona – die Arbeit geht weiter – © Br. Schorsch 2020

Das Thema Corona kommt hier in Kabul höchstens einmal am Rande einer Unterhaltung vor. Einige wenige Afghanen tragen eine Maske. Viel halten das nicht für notwendig oder können sich keinen Schutz leisten. Das Gesundheitswesen hat weitgehend versagt, viele schwache und alte Menschen sind gestorben. Aber das Leben geht weiter. Unser verantwortlicher Arzt hat viele sehr kreative Vorkehrungen in unseren beiden Kliniken getroffen, um Ansteckungen zu verhindern.

Im Einsatz für Krankenhäuser und Patienten

In der Werkstatt wird gearbeitet und gelernt – © Br. Schorsch 2020

Auch in unserer Werkstatt versuchen wir so verantwortlich wie möglich zu handeln. Inzwischen kommen wieder Studenten einer technischen Schule zu einem Praktikum zu uns. Viele Studenten können bei uns dazulernen, Erfahrungen sammeln und sich so auf ihren Beruf vorbereiten. Einer der Studenten startete durch, er bekam gleich nach der Zeit bei uns auf Grund seines erworbenen Könnens einen Arbeitsplatz. So wuchern wir mit unseren Pfunden – wenn auch unter ziemlich widrigen Umständen – solange das noch möglich ist.

Arbeit mit Abstand und Maske – © Br. Schorsch 2020

Mit Ungeduld warten wir darauf, dass die Behörden uns endlich erlauben, mit einem speziellen Kranwagen durch die Stadt zu fahren. Den Kran bräuchten wir für viele dringende Reparaturen in Krankenhäusern. Z. B. um einige große Waschmaschinen in die Werkstatt zu holen, bei uns mit Getriebemotoren und Motorradketten statt Keilriemen auszurüsten und sie dann wieder ins Krankenhaus zurückzubringen. Ein anderes Beispiel: Auf dem Boden eines 120 Meter tiefen Krankenhaus-Brunnens liegt eine Pumpe. Ob wir diese Pumpe mit dem Kran wieder herausholen können?

Der Kranwagen wartet auf Genehmigung, durch die Stadt zu fahren – © Br. Schorsch 2020

In der »Frühchen-Abteilung« eines gynäkologischen Krankenhauses optimieren unsere Mitarbeiter gerade die zentrale Sauerstoff-Versorgung. Während der Reparaturen müssen die zu früh geborenen Babys improvisiert mit Sauerstoff versorgt werden. Die leitende Hebamme ist sehr kooperativ, das erleichtert unsere Arbeit enorm. Sie sagte mir: Ingenieur Saheb, wenn sie nicht mehr da sind – was wird dann aus uns? Solche Sätze treffen mich ins Herz.

Nun werden wir schon bald wieder in den Flieger steigen und uns auf den Weg zurück nach Deutschland machen. Hier müssen wir dann zunächst in Quarantäne und mehrfach getestet werden.

Danke dass Sie uns und unsere Arbeit in Kabul weiterhin im Gebet begleiten.

Br. Schorsch, 03.11.20

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