Christusträger Bruderschaft

Goldrichtige Hilfe

Mitte März starteten wir Christusträger gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern eine Aktion zur Unterstützung von Menschen, die durch den Krieg aus ihrer Heimat Ukraine vertrieben wurden. Christoph Zehendner fasst Eindrücke aus Triefenstein und Braşov (Rumänien) zusammen:

Hilfsgüter angekommen in Rumänien – © Sebastian Donath 2022
Hilfsgüter angekommen in Rumänien – © Sebastian Donath 2022

»Eure Hilfe ist goldrichtig«, kommentiert eine Mitarbeiterin im Aufnahmelager für ukrainische Flüchtlinge in Braşov (= Kronstadt, Rumänien). Brasov liegt wenige hundert Kilometer entfernt von der ukrainischen Grenze, hierher kommen viele Flüchtlinge aus der Gegend um Odessa. Manche bleiben, viele ziehen weiter auf der Suche nach Schutz und Geborgenheit. Im Notaufnahmelager stapelt sich ein  stattlicher, gut sortierter Haufen von Hilfsgütern, z.B. Lebensmittel wie Nudeln und Haferflocken in Großpackungen, Hygieneartikel, Bettzeug. In Triefenstein als persönliche Sachspende abgegeben oder mit gespendetem Geld gezielt eingekauft, von insgesamt acht Kleinbussen in einer Tag-und-Nachtfahrt direkt ins Lager nach Braşov gebracht. Und dann von den hochengagierten Fahrern (eine Fahrerin ist mit an Bord) eigenhändig ausgeladen. Schätzungsweise fünf oder sechs Tonnen an praktischer Hilfe sind da zusammengekommen. 

Not lehrt beten und zupacken

Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Mitte März lässt es Timo Bäcker keine Ruhe, dass in den Nachrichten vom Ukraine-Krieg und den Millionen von Flüchtlingen berichtet wird und wir als Christusträger bisher nichts für diese leidenden Mitmenschen tun konnten. Unabhängig davon wirbt Subprior Br. Helmut bei seinen Brüdern um Offenheit dafür, im Kloster Triefenstein Raum für Flüchtlinge zu schaffen und so Zuflucht und Heimat auf Zeit zu gewähren. Und auch der älteste aus der Bruderschaft, Br. Reinhart, plädiert sehr für eine praktische Art von Nächstenliebe in dieser Situation.

Das Team kurz vor der Abfahrt in Triefenstein – © Br. Uwe Stodte 2022

So entscheiden wir, auf doppelte Weise zu helfen: Zum einen durch einen Hilfstransport, der sich am Morgen des 19. März auf den langen Weg nach Rumänien macht und dort Hilfsgüter überreicht, die vorher an mehreren Sammelstellen unter der Leitung von Doro Bäcker abgegeben, sortiert und verpackt wurden. Grundlage dazu ist eine konkrete Liste, die uns Verantwortliche aus Braşov. schicken und in der sie genau aufführen, welche Art von Hilfe gerade dringend nötig ist.

Zum anderen bereitet ein Team unter Leitung von Karen Friedrich und Birgit Abel die Unterbringung von Flüchtlingen im Kloster vor. Eine gewaltige Aufgabe, denn unsere neuen Gäste sollen sich ja wohlfühlen, gleichzeitig aber wollen wir auch in Zukunft Raum für Gemeindegruppen, Seminare und Einzelgäste haben. 

Angekommen in Sicherheit

Seit dem 22. März sind nun insgesamt neun Gäste aus der Ukraine bei uns untergekommen. Die meisten von ihnen sind Frauen aus verschiedenen Generationen, auch ein zweijähriger Junge und ein etwa achtzigjähriger älterer Herr leben bei uns. Einige unserer Gäste waren vorher in einem großen Anker-Zentrum in Schweinfurt untergebracht und freuen sich jetzt sehr über die Rückzugsmöglichkeit bei uns. Andere sind von dem Hilfskonvoi persönlich aus Rumänien mit nach Triefenstein gebracht worden. 

Ankunft unserer Gäste in Triefenstien – © Br. Uwe Stodte 2022

Wir gewöhnen uns sehr gut aneinander, verständigen uns teils auf Englisch, teils über eine Übersetzungs-App und am einfachsten mit Händen und Füßen. »Wir sind hier im Paradies gelandet«, meldet eine neue Mit-Bewohnerin ihren Verwandten. Eine andere bemerkt: »Es tut so gut, an diesem Ort gelandet zu sein, in dem so viele Menschen beten.«

Überwältigt sind wir von dem ungeheuren Einsatz des Fahrerteams, aber auch von all den anderen Zeichen der Unterstützung aus dem Christusträger-Freundeskreis, von Nachbarn aus unserer Region und weit darüber hinaus: Viele wertvolle Sachspenden wurden abgegeben, etliche Freiwillige packten selbst zu, auch erhebliche Geldspenden für die Ukrainehilfe wurden uns anvertraut.

Noch ist nicht absehbar, wie sich diese Anfänge weiterentwickeln werden. Wir beten darum, dass wir als gut funktionierendes Team zur richtigen Zeit das Richtige tun und als Christusträger zupacken, wo wir mit unseren Möglichkeiten helfen können. Hoffentlich gelingt es uns dabei, manches »goldrichtig« für Menschen in Not hinzubekommen.

Jasper und das Team in Rumänien – © Jasper Neddens 2022

Zwei der aktiven Fahrer berichten uns über ihren Einsatz:

Jasper Neddens: 

Ioana, eine rumänische Informatikdozentin, erzählte mir von ihrer Angst, das nächste vom Krieg betroffene Land zu sein, von den Minderheiten und den Menschen, die kommen. Hier lebt der Krieg nicht in Strukturen, in Zahlen und Parolen; lebendig wird er, in dem er eine Geschichte schreibt, von sich hören lässt im Erzählen, sich sehen lässt in Gesichtern.

Florian dokumentiert die Aktion mit dem Handy  – © Jasper Neddens 2022

Flo Wittenberg: 

Was in den 2-3 Tagen der Hilfsfahrt geschehen ist, ist unbeschreiblich. Acht Sprinterbusse, die  21 Stunden nach dem Aufbruch mit todmüden Fahrern am Ziel ankommen, nur um dort erst einmal, von der Müdigkeit und den Emotionen komplett  übermannt, das Lager und die Verantwortlichen kennenlernen zu können. Es ist einem vor Ort noch unbegreiflicher, wie man durch diesen sinnfreien Krieg Menschen so aus ihrem Leben reißen kann. Umso schöner jedoch, zu sehen und zu spüren,  dass die Aktion wichtig war und man als kleines Puzzleteil helfen kann.

Christoph Zehendner, 22.03.22

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