Schon früh am Morgen geht es lebendig zu im Brüderhaus in Vanga. Br. Friedhelm lädt zum Morgengebet ein, mehr als ein Dutzend junger Kongolesen macht mit. Schon in aller Frühe singen und beten sie mit einer Leidenschaft, wie ich sie bei deutschen Jugendlichen selten gesehen habe. Die existenziellen Herausforderungen ihres Lebens treten für einen Moment in den Hintergrund. Dabei geht es ihnen im Vergleich zu vielen ihrer Altersgenossen gut. Sie können sich zwei bis dreimal pro Tag satt essen und gehen zur Schule oder in eine Ausbildung, was ihnen Perspektiven für ihr Leben eröffnet.

Alte und neue Herausforderungen
Anderen fehlt diese Perspektive. Heiner Oppliger, der lange in Vanga lebte und zur Zeit ebenfalls vor Ort ist, meint, dass 80-90% der Männer keine Arbeit und somit keinen Verdienst haben. Daher unterstützt er ein Team, dass sich um die Reinigung der Sanitäranlagen in Vanga kümmert sowie um die Instandhaltung von Wegen und Straßen. Die Männer wechseln sich mit der Arbeit ab, damit jeder ab und zu in den Genuss eines Lohnes kommt.
Manche Wege sind kaum zu retten. Durch andauernden Regen wurde während unseres Aufenthaltes eine wichtige Straße nach Vanga quasi weggespült. Der Graben ist nun so schmal und tief, dass Vanga mit dem Auto nicht mehr erreichbar ist. Das ist eine weitere Herausforderung, die sich leider auch auf das Hospital auswirkt, wo man gerade auf eine Medikamenten-Lieferung wartet.

Gemeinsam mit Br. Friedhelm besuche ich die Kinderstation. Die Bilder gehen mir zu Herzen. Einerseits so viel Lebendigkeit unter den Kindern, andererseits die Not der vielen unterernährten Kinder. Auch Mütter sind von Unterernährung betroffen. Jeden Tag sterben Kinder daran. Doch Br. Friedhelm gibt den Kampf für das Leben nicht auf. Unermüdlich arbeitet er und sein sehr gut aufgestelltes Pflegeteam für das Überleben der Kinder.
Fragen und Klarheit
Wenn ich vor der Kinderklinik die oft sehr jungen Mütter, mit meist mehreren Kindern sehe, frage ich mich: Wo ist wohl der Vater? Arbeitet er oder sitzt er vor seiner Hütte? Warum bekommen sie so viele Kinder? Und wo bekommen sie dann das Schulgeld etc. her, damit die Kinder Bildung bekommen und vielleicht einen Beruf erlernen können.

Wenn man hier durch Dörfer läuft, dann kommen Kinder ohne Ende und rufen und freuen sich. Das ist schön anzusehen, aber haben sie eine echte Zukunft? Dann denke ich an deutsche Dörfer, durch die ich manchmal komme und die wie ausgestorben wirken...
Ich bin dankbar für das tiefere Verständnis, das ich in diesen Tagen über Vanga bekommen habe. Und bei allen Fragen, bin ich mir in einer Sache ganz klar: ich möchte Br. Friedhelm und sein Team solange es geht mit allen Kräften unterstützen.