Christusträger Bruderschaft

Herausforderungen und Lebenslust in Vanga

Seit Ende August ist Br. Christian in Vanga. Gemeinsam mit Br. Friedhelm und einer Reihe von Experten geht es um die Frage, wie wir Vanga künftig gut unterstützen können – auch ohne Dauerpräsenz von Ärzten aus dem Ausland. Daneben ist aber auch Zeit für Begegnungen und Gespräche. Hier einige Eindrücke:

Auch in einfachsten Bedingungen finden Kinder etwas zum Spielen – © Br. Christian Hauter 2019
Auch in einfachsten Bedingungen finden Kinder etwas zum Spielen – © Br. Christian Hauter 2019

In Vanga angekommen habe ich natürlich gleich die Kinderstation besucht, die Br. Friedhelm aufgebaut hat. Die Intensivstation der Pädiatrie ist technisch und optisch in einem viel besseren Zustand als bei meinem letzten Besuch vor fünf Jahren. Über diesen Fortschritt habe ich mich sehr gefreut. Und doch sehe ich an vielen Stellen, dass es an Geld und an Ausstattung fehlt und die Not mancher Kinder groß ist.

Br. Friedhelm hat sich trotz seiner starken Sehbehinderung mit einigen besonders schweren Fällen beschäftigt und jeweils empfohlen, welche Behandlung noch versucht werden könnte. So sahen wir einen extrem dürren kleinen Patienten, der nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen schien. Br. Friedhelm empfahl eine Tuberkulosebehandlung, als »letzte Chance«. Ob das Leben des Kleinen noch zu retten ist?

Br. Friedhelm kämpft um das Leben der Schwächsten – © Br. Christian Hauter 2024

Wo Hilfe besonders nötig ist

Die Unterernährung von Kindern ist und bleibt eine gewaltige Herausforderung in Vanga, darüber sprachen wir auch mit Dr. David, einem begabten jungen Arzt. Seine Familie versteht nicht, warum er in Vanga arbeitet und nicht eine Laufbahn einschlägt, bei der er das große Geld verdienen könnte.

Ich habe David gefragt, was er für das Wichtigste hält, für die Zukunft von Vanga, was wir Christusträger seiner Meinung nach tun könnten. Er nennt die Unterernährung als großes Problem. Seiner Einschätzung nach geben die Felder nicht mehr so viel her wie vor zehn Jahren. Das Verständnis für sinnvolle Landwirtschaft ist leider bei vielen Menschen verloren gegangen. Die Vorfahren der Dorfbewohner lebten stärker mit der Natur. Und auch der Klimawandel macht sich massiv bemerkbar.

Wahrscheinlich gibt es auch einen Zusammenhang zwischen der Mangelernährung und der Diabetes bei Jugendlichen, die in der Region um Vanga stark zugenommen hat. 

Dr. David im Gespräch mit Br. Friedhelm – © Br. Christian Hauter 2024

Unsere Hauptaufgaben in Zukunft, meint David, sollten also weiterhin das Ernährungsprogramm und die Diabetesversorgung sein, außerdem die finanzielle Unterstützung für die Behandlung der Ärmsten unter den Armen.

Das sind genau die Projekte, die wir schon im Blick haben und weiterentwickeln wollen. Die Verantwortung für die Apotheke des Krankenhauses hat Br. Friedhelm inzwischen an den amerikanischen Arzt Dr. Tim Rice abgegeben.

Sorgen und Engagement für andere

Gemeinsam mit Tim, Br. Friedhelm, aber auch mit Professor Dr. Johannes Blum und seiner Frau Vreni führen wir viele Gespräche mit einheimischen Verantwortlichen zu den Zukunftsfragen. Trotz der wirklich belastenden Probleme und Herausforderungen spüre ich überall nicht etwa Furcht vor dem Untergang, sondern Vitalität, Lebenslust, Hoffnung.

Mama Astrid sorgt sich um Br. Friedhelm – © Br. Christian Hauter 2024

Zum Beispiel bei einem Spaziergang hinunter zum Kwilu-Fluss. Dort begegnete uns Mama Astrid. Sie sagte uns durch den Gartenzaun hindurch: wir sollten Friedhelm unbedingt in Vanga lassen. Er gehöre hierher und nirgends sonst wohin. Sie sagte das fröhlich, mit Augenzwinkern und wiederholte es immer wieder: Friedhelm werde in Vanga gebraucht und gehöre trotz seiner schwachen Augen hierher. Beim Rückweg vom Fluss schickte Mama Astrid dann jemanden mit Taschenlampe, der unsere Schritte ausleuchten sollte und sie ließ auch den Weg von altem Laub freiräumen, damit Br. Friedhelm es leichter hätte. Das waren dann mehr als nur Worte. Es war erkennbar, dass sie in Sorge um ihn ist und ihn hier unterstützen will.

Mama Aime trägt Br. Friedhelm ihre Anliegen vor – © Br. Christian Hauter 2024

Auch Mama Aime trafen wir. Sie war viele Jahre lang Chefin im großen Saal in der Pädiatrie. Dort hat sie sich engagiert um die Unterernährten gekümmert und hatte dabei den Saal im Griff. Deshalb ist sie Kommandieren gewöhnt, das bekomme auch ich zu spüren: »Was, der Prior kann kein Französisch? Das kann doch nicht sein«, lacht sie mich aus. Nach dem Austausch einiger Erinnerungen kommt sie auf ihre finanziellen Sorgen zu sprechen. Einer ihrer Söhne braucht 150 Dollar um die lokale Krankenpflegeschule abschließen zu können. Gebühren für Diplome sind im Kongo extrem unverhältnismäßig hoch. Beträgt doch der ausbezahlte Monatslohn eines Krankenpflegers nach wie vor etwa 50 Dollar. In lokaler Währung sind die Löhne gestiegen, aber die Inflation frisst das auf. Sie selbst hätte gerne eine kleine monatliche Rente bzw. Unterstützung von uns und weiß das wortreich zu begründen. Friedhelm sagt ihr, dass wir dazu beraten und ihr Bescheid geben werden. Später bekommt der junge Mann die entsprechende Summe von uns, aber eine Rente können wir nicht übernehmen. Dafür sind hier im Kongo die Kinder zuständig.

Viele Kongolesen setzen sich – wie David und die beiden Mamas – für andere ein. Mit denen wollen wir weiter zusammenarbeiten zum Wohl für alle Menschen hier. Dazu sind wir in intensiven Gesprächen und hoffen auf die Wegweisung durch unseren himmlischen Vater, der doch die Hungernden im Blick hat, sogar bei den Tieren, wie wir bei Hiob erfahren (Hiob 38,41): »Wer lässt den Raben Futter finden, wenn seine Jungen zu Gott schreien, wenn sie hungrig und hilflos umherirren?«

Aus Vanga (wo ich noch bis Mitte September im Einsatz sein werde) grüße ich Sie und Euch herzlich, auch von Br. Friedhelm.

Br. Christian, 02.09.24

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