Christusträger Bruderschaft

Immer noch in Vanga

Ein Team von insgesamt sieben Fachleuten flog im November zur technischen Unterstützung nach Vanga. Was Harald Wolf – Elektroniker im »Ruhestand« – dort als Teil dieser schlagkräftigen Truppe erlebte, schildert er hier:

Harald Wolf und Br. Hans mit einheimischen Mitarbeitern – © Harald Wolf 2021
Harald Wolf und Br. Hans mit einheimischen Mitarbeitern – © Harald Wolf 2021

Als das kleine Flugzeug auf der holprigen Graspiste in Vanga aufsetzt und uns dann durch die enge Einstiegsluke nach draußen entlässt, kommt es mir vor, als sei ich gar nicht weg gewesen. Insgesamt elf mal war ich seit 2014 schon in Vanga, im Laufe der Jahre sind mir die Menschen dort mit ihrer Fröhlichkeit und ihrer Unbekümmertheit sehr ans Herz gewachsen.

Besonders mit meinen beiden kongolesischen Elektriker-Kollegen gibt es immer viel zu lachen. Ich kann zwar nur wenig französisch, aber wir verstehen uns auch ohne viele Worte, arbeiten und lachen gerne zusammen. Für die beiden jungen Männer bin ich der »grand père«, der Großvater; ich nenne sie scherzhaft meine »Enkelkinder«. Gerne höre ich ihnen zu, wenn sie in einem der Kirchenchöre fetzige Gospels singen. Wenn wir dann am nächsten Tag zusammenarbeiten, staune ich, wie fit sie in technischen Dingen geworden sind und wie schnell sie Neues begreifen und umsetzen. Sie wiederum lernen gerne von mir, aber dabei spotten sie auch lächelnd und meinen, dass man im Kongo eigentlich alte Männer wie mich nicht auf Dächer lassen würde.

Harald mit einem Kollegen bei der Arbeit auf dem Dach – © Harald Wolf 2021

Sonnenkraft statt Dieselgenerator

Dabei sind wir bei diesem Einsatz sehr viel auf Dächern. Es gilt, die Photovoltaikanlage auszubauen, die schon seit zwei Jahren für Vanga und speziell das Krankenhaus Strom erzeugt. Bisher schaffte der Powerbooster (die Batterie-Anlage, die die Firma ADS-TEC den Christusträgern gespendet hat) etwa 60% des benötigten Stroms, der Rest musste mit Dieselgeneratoren erzeugt werden. Durch unsere Arbeit gelingt es jetzt, dass nur noch etwa 20% des Stroms mit den teuren und umweltbelastenden Generatoren hergestellt werden muss.

Dazu ist ein ganzes Team von Experten nötig: Walter Weigand, der als Ingenieur unsere Arbeitsgruppe leitet. Heiner Oppliger, der Jahre lang in Vanga für den gesamten technischen Bereich verantwortlich war. Christian Schütze, der zurzeit in seinem Sabbatjahr in Vanga die Werkstatt leitet. ADS-Techniker Adrian Gloss mit seinem Freund, dem Fotografen Alex. Br. Hans, der kaputte Generatoren wieder flott macht und auch Autos generalüberholt. Und Br. Gustav, der gemeinsam mit einheimischen Köchen unsere gesamte Truppe gut versorgt. 

Das Team beim gemeinsamen Essen – © Harald Wolf 2021

Gemeinsam treffen wir uns jeden Morgen um 5.30 Uhr zusammen mit Br. Friedhelm und einigen kongolesischen Freunden zum Morgengebet auf Französisch. Für mich ist das immer ein guter Start in den Tag. Dann folgt die Arbeit an der Photovoltaikanlage, an den großen Batterien, an Generatoren oder am Internet. All das in guter Gemeinschaft innerhalb unseres Teams und auch mit den kongolesischen Mitarbeitern.

Im Einsatz gegen Hunger und Krankheit

Ganz erschüttert sind wir zu sehen, wie dringend Br. Friedhelm und die anderen Ärzte im Krankenhaus auf den Strom angewiesen sind, den wir produzieren: Zurzeit ist das Krankenhaus in Vanga so voll belegt wie noch nie. Ungewöhnlich viele unterernährte Kinder sind mit ihren Müttern da, auch andere Krankheiten scheinen zugenommen zu haben. Praktisch jedes Bett – so berichtet uns Br. Friedhelm – ist von zwei Patienten belegt, Familienangehörige müssen oft rund um das Krankenhaus unter Bäumen übernachten, weil im Haus kein Platz mehr für sie ist.

Das Krankenhaus ist überfüllt – © Br. Friedhelm Förster 2021

Ich bin mit dem guten Gefühl nach Hause geflogen, dass wir unsere technischen Aufgaben alle gut lösen konnten und so dazu beitragen, dass kranken und armen Menschen in Vanga geholfen werden kann. Und ich bin Gott dankbar, dass sich bei all den Arbeiten niemand verletzt hat.

Jetzt zuhause in Aschaffenburg bin ich – wie auch andere Mitglieder des Teams - im beinahe täglichen Kontakt mit den Technikern vor Ort in Vanga und auch mit den Steuerungscomputern dort. Wir bekommen konkrete Daten geliefert, können Tipps durchgeben und von Deutschland aus die Anlage steuern.

Zuhause zurück bin ich zwar – aber ein bisschen bin ich immer noch in Vanga.

Harald Wolf, 13.12.21

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