Ungewohnte Klänge, ungewohnte Lieder, (vielleicht auch) ungewohnte Eleganz haben am Freitagabend die erwartungsvollen Besucher in der Klosterkirche Triefenstein in ihren Bann gezogen. Aber das waren nur Elemente in einem Gesamtbild, mit dem Bischof Singh Komanapalli aus Vishakapatnam in der südindischen Provinz Andhra Pradesh seine Nethanja-Kirche vorstellte. Das tat er zusammen mit einem Team von zwei Musikern, zwei Tänzerinnen und zwei kirchlichen Mitarbeitern.
»Namaste – du bist gesehen!« So wurden die Besucher zu Beginn begrüßt. Dass man einander mit vor der Brust aneinander gelegten Händen in die Augen schaut und sich dabei leicht verbeugt, damit lernten wir nur die äußere Form dieses in Indien alltäglichen Brauches. Wichtiger war aber zu verstehen, dass damit auch ausgedrückt werden soll: Du bist akzeptiert!
Vom Minus zum Plus
Tänze, Lieder und Berichte brachten uns dieses Credo nahe. Bischof Singh erzählte, wie die Kirche die Gute Nachricht in Evangelisation und Gottesdienst unter die Menschen bringt, aber auch mit engagierten sozialen Diensten wie Kinderheimen, Schulen, Ausbildungsstätten und einem Krankenhaus.
Ein besonderes Anliegen sind der Nethanja-Kirche die Mädchen. Mädchen werden bei ihrer Geburt in Indien oft als „Defizit“ gewertet und mehr oder weniger vernachlässigt. Umso mehr will ihnen die Kirche Entwicklungsmöglichkeiten bieten, damit »aus dem Minus ein Plus« werden kann. Die kunstvollen Tänze und die Musik wurden von jungen Musikern und Tänzerinnen dargeboten, die es durch diese Fördermaßnahmen selbst zu musischer und beruflicher Kompetenz gebracht haben.
Liebe für die Ärmsten
Dabei muss die christliche Minderheit von 3% der Inder manche Nachteile und manchmal sogar Feindschaft in Kauf nehmen. Zurzeit geht die Entwicklung im nach der Verfassung säkularen Staat wieder in Richtung einer hinduistisch-nationalistischen Gesellschaft. Aber der Bischof selber ist seit langem in seiner Haltung bestärkt worden durch eine Begegnung mit Mutter Teresa. Sie sagte ihm damals: »Nicht wie viel du leistest, ist wichtig, sondern mit wie viel Liebe du es tust!«
Namaste – du bist angesehen! Die Nethanja-Kirche setzt das in einer für Indien nochmals besonders bemerkenswerten Weise um: Angesehen, akzeptiert sind – von Gott und deshalb auch von den Nethanja-Christen – eben auch die Kastenlosen, die Armen in den Slums der großen Städte, die »primitiven« Bewohner der Dschungeldörfer, die Behinderten.
Was aus dieser Haltung in sonst benachteiligten Menschen erwachsen kann, das zeigten eben die Freunde aus Bischof Singhs Team an diesem Abend in ihren kunstvollen Darbietungen auf eindrucksvolle und bezaubernde Weise.
Zum Abschluss des Abends bedankte sich Br. Christian bei dem kreativen Team. Er erzählte den Indern und den vielen Besuchern in unserer Kirche, dass wir Brüder vor Jahrzehnten eigentlich vorhatten, uns in Indien um die Ärmsten zu kümmern. Damals bekamen wir dazu keine Erlaubnis und so begann unsere Arbeit in Pakistan. Jetzt sind stattdessen Christen aus Indien zu uns gekommen, um auf eindrücklich-indische Art und Weise Mut zum Glauben und zum Handeln zu machen.