1977 war ich bei der ersten Ralligen-Freizeit als eine der Jüngsten, mit Ausnahme der mitgereisten Kinder, dabei. Dieses Jahr gehörte ich zu der älteren Generation. Mir geht immer das Herz auf, wenn ich den Thunersee mit dem Bergpanorama im Hintergrund sehe. Das vermittelt Weite und auch Geborgenheit.
Dieses Jahr war der See auch ein Anschauungsobjekt in Bezug auf die Bibelarbeiten. Bruder Thomas hat uns das Markusevangelium nähergebracht. In Kapitel 4 wird das Wunder der Sturmstillung beschrieben und »Jesus als Herr der Natur« benannt. Bei der Überfahrt über den See Genezareth schläft Jesus im Boot der Jünger ein. Dann kommt ein Sturm auf und die Jünger bekommen Angst. Sie wecken Jesus und dieser stillt den Sturm. Soweit, so gut. Die »Geschichte« kennen wir alle. Was bedeuten aber die beschriebenen Gefühle der Jünger und die Reaktionen von Jesus? Er sitzt mit uns im Boot. Er fühlt sich anscheinend so gut aufgehoben, dass er einschläft. Er scheint Zutrauen zu den Fähigkeiten der Jünger als Schiffer zu haben. Diese erschrecken vor dem Sturm und können nicht begreifen, dass Jesus weiter schläft. Sie wecken ihn fast empört auf. Er gebietet dem Wind und den Wellen, der Sturm legt sich und die Wellen beruhigen sich. Jesus fragt die Jünger nach ihrem Vertrauen.
Auch in den aktuellen Stürmen – Jesus ist da
Das Geschehene ist auch heute noch aktuell. Ich durfte im letzten Jahr selbst erfahren, dass Jesus in meinem Leben mit an Bord ist. Ein heftiger, nicht vorhersehbarer Sturm hat mich mitten in meinem Berufsalltag getroffen. Ich wusste nicht, wie mir geschah und wie es ausgehen würde. Meine Existenz stand auf dem Spiel. Wichtig waren für mich meine Familie und Freunde, mit denen ich offen reden konnte und die mich bestärkt haben, auf Gott zu vertrauen. Doch er kam mir oft »schlafend« vor. Ich fühlte mich oft hilflos und gar nicht wohlbehütet. Und dennoch – die Zeit ist überstanden, in Begleitung von Brüdern und Schwestern im Glauben und durch viele Gebete mit mir und für mich. Und Gott hat mir zugetraut, dass ich die Belastung überstehe.
Der Sturm hat sich gelegt! Das Meer hat sich beruhigt, und ich kann wieder in ruhigem Fahrwasser meiner Arbeit ungestört nachgehen.
Das liebe ich an den Freizeiten in Ralligen. Neben der psycho-physischen Erholung und dem Auftanken der Seele in der Natur spielen die Gemeinschaft mit anderen Christen und die Bibelarbeiten die Hauptrolle. Auch die Stundengebete (Mittags- und Abendgebet), die gemeinsam mit den Brüdern und der Hausgemeinschaft in Ralligen stattfinden, setzen Zäsuren am Tag und zentrieren uns auf Christus, unseren Herrn.
Er ist in der Mitte! Er ist unsere Mitte!
Sein Angebot, uns zu begleiten, zu fördern und zu formen, zu heilen und Stürme zu stillen, gilt. Nicht nur für jeden Einzelnen von uns, sondern auch für uns als Gemeinde. Wir sind auf stürmischer See und brauchen Orientierung und Halt. Lasst uns darauf vertrauen – nein, lasst uns davon ausgehen –, dass Jesus mit im Boot ist. Er kann den Stürmen der Natur und des (Gemeinde-)Lebens gebieten. Er kann bewahren, was wertvoll und wichtig ist, und er kann erneuern und neue, andere Wege zeigen, wo Veränderung notwendig ist.
Im Laufe der Jahre ist es zu einem Generationswechsel gekommen. Wichtig ist, diesen Wechsel Hand in Hand zu begehen, auf die Erfahrung der »Alten« und den Esprit der »Jungen« zu achten.
Auch bei den Brüdern in Ralligen konnten wir eine »neue Generation« kennenlernen. Die Brüder Marvin, Mathias und Sven stellten sich vor und ließen uns an ihrem Werdegang teilhaben.
Wer weiß – vielleicht organisiert in 20 Jahren unser Geburtstagskind Johann, der in Ralligen seinen 1. Geburtstag feierte, dann, wenn ich 80 bin, die Gemeindefreizeit in Ralligen.
Das alles ist in einer Gemeindefreizeit, zum Beispiel in Ralligen, zu erfahren. Ich hoffe, dass ich noch oft teilnehmen kann und kann nur jeden ermutigen: »Komm mit!«
Mit freundlicher Genehmiging durften wir den Bericht der Protestantischen Gemeinde Herrschweiler-Pettersheim veröffentlichen.