Christusträger Bruderschaft

Kloster auf Zeit XXL

Seit Anfang 2020 gibt es in Ralligen die Möglichkeit von Kloster auf Zeit XXL. Was verbirgt sich hinter dieser humorvollen Bezeichnung und wie kommen wir dazu?

Blick aus der Wegkapelle – © Br. Bodo Flach 2019
Blick aus der Wegkapelle – © Br. Bodo Flach 2019

In den vergangenen Monaten wurden uns in Ralligen unter anderem zwei Dinge neu bewusst: 
Erstens: Viele Menschen suchen einen Ort, an dem sie für längere Zeit eine feste Tagesstruktur haben und praktisch Hand anlegen können, an dem sie Zeit für geistliche und menschliche Themen finden und Gelegenheit zum regelmäßigen Gespräch erhalten. 
Zweitens: Wenn wir die Brüder Reto und Kurt im Frühling nach Zürich ziehen lassen, brauchen wir in Ralligen dringend personelle Verstärkung.

Jüngere Menschen begleiten

Wir haben uns überlegt, ob diese beiden Dinge nicht irgendwie zusammenpassen. Klar, die beiden älteren Brüder mit ihrer Väterlichkeit werden uns fehlen. Aber können wir die Lücken, die sie zurücklassen, nicht bewusst nutzen? Warum diesen Leerraum nicht jüngeren Menschen anbieten, denen wir vier verbleibenden Brüder uns nun im besten Sinne väterlich zuwenden?

Vor einem Jahr beauftragte mich die Bruderschaft, besonders für die jüngere Generation da zu sein. Nachdem ich das Amt des Subpriors an Br. Gerd weitergeben konnte, möchte ich diesem Anliegen stärker nachgehen. Ich verstehe diese Berufung in zwei Richtungen: Grundsätzlich möchte ich jüngere Menschen auf ihrem Glaubens- und Lebensweg begleiten. Dann aber auch ganz konkret für jene Männer da sein, die prüfen, ob der Weg als Bruder für sie etwas wäre. Beides macht mir große Freude. Und das Thema »Jüngerschaft«, das mich selber zu den Brüdern geführt hat, wird nochmals ganz neu Thema.

Ralligen von oben – © David von Blohn 2019

Vielfalt und Vertiefung erleben

Die Sehnsucht nach Gott, nach menschlicher Gemeinschaft und nach sinnvoller Arbeit verbindet uns Brüder mit vielen Menschen. Warum nicht Jüngeren Raum und Zeit schenken, diese Sehnsucht zu leben? Warum nicht der jüngeren Generation bewusst die Hand bieten, ihre Sehnsucht gestaltend einzubringen?

Wir merken, dass die Vielfalt unter uns Brüdern nicht immer leicht zu leben ist. Doch gerade sie erleichtert uns den Anschluss an die plurale Gesellschaft. Krisen im Leben und im Glauben sind uns wohl vertraut und haben uns viel gekostet. Aber sie haben unsere Liebe zu Gott und den Nächsten nicht ausgelöscht sondern geprüft und vertieft. Warum diese Erfahrungen nicht ganz bewusst mit der nachkommenden Generation teilen?

Einer jüngeren Generation den Weg bereiten: Br. Thomas – © Nora Henker 2019

Ein zusätzliches Angebot eröffnen

So kommt zum einwöchigen »Kloster auf Zeit« das Angebot von »Kloster auf Zeit XXL« dazu, welches zwei bis sechs Monate gehen kann. Es richtet sich vorzugsweise an Männer zwischen 18 und 35 Jahren, ohne damit Personen auszuschließen, die älter sind. Während des Aufenthalts begleitet ein Bruder den Mitlebenden auf seinem persönlichen Weg; dazu gehören wöchentliche Einzelgespräche. In der Regel arbeitet man pro Woche zwei ganze Tage und vier halbe Tage mit und hat den Sonntag als freien Tag. Die Bruderschaft stellt Unterkunft und Vollverpflegung zur Verfügung.

Eine Entdeckung im vergangenen Jahr war für mich zu sehen, wie Christus im Herzen von so manchen jungen Menschen lebt und wirkt, die in Ralligen vorbeigekommen sind. Oft scheint es mir, dass sie selber es nicht sehen und glauben können, weil es selten in der Größe von XXL ist. Gerne bin ich ihnen da ein Wegbereiter. So wie es vor vielen Jahren andere väterliche und mütterliche Gestalten für mich gewesen sind.

 

Mit herzlichem Gruß aus Ralligen!

 

P.S.: Kaum war das Angebot »Kloster auf Zeit XXL« im Internet zu finden, kam auch schon die erste Anfrage. Bei der einen Anfrage ist es nicht geblieben. Im Moment haben wir die Freude, mit Jens-Uwe und Florian ein paar Monate gemeinsam unterwegs zu sein. Weitere Interessenten haben sich bereits gemeldet.

Br. Thomas Dürr, 27.01.20

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