Christusträger Bruderschaft

Klosterimpulse im »Sonntagsblatt«

Für das Evangelische Sonntagsblatt für Bayern (Heft 13/2017) hat Br. Christian diesen lesenswerten Beitrag geschrieben:

Wenn du in ein Haus kommst, dann sag als Erstes: »Friede sei mit diesem Haus!« – © Clemens Henker, 2017
Wenn du in ein Haus kommst, dann sag als Erstes: »Friede sei mit diesem Haus!« – © Clemens Henker, 2017

Wenn ihr in ein Haus kommt, dann sagt als Erstes: Friede sei mit diesem Haus! (Lukas 10,5)

Schon als Jugendlicher hat mich dies Wort Jesu fasziniert. Es ist so einfach und doch so schwer.

Und darin ist es mir ein Gleichnis für das Evangelium überhaupt. Vieles von dem, was Jesus uns ans Herz legt, ist ganz einfach und doch so schwer. Jesus verlangt nichts Unmögliches von uns, ganz im Gegenteil. Was ist leichter als zu sagen: Friede sei mit diesem Haus!

Und es ist etwas Schönes, einem Haus, wenn man es betritt, den Frieden zu wünschen. Man muss das ja nicht laut machen, man kann das gut im Stillen sagen, ohne dass man von anderen gehört wird. Es geht nicht um eine Demonstration vor anderen, quasi als Hinweis auf meine vorbildliche Einstellung. Es ist eine Erinnerung für mich an eine innere Haltung, die ich mir wünsche, und es ist ein Segen, den ich anderen von Herzen gönne. Diesen Frieden muss nicht ich machen oder herstellen, sondern ich bin von Jesus beauftragt, dem Haus den Frieden zu wünschen. Fulbert Steffensky hat das einmal über das Segnen gesagt: Es ist geben, was wir nicht haben.

Wenn ich es als Wunsch sehe, dann ist es nicht schwer, zu sagen: Friede sei mit diesem Haus! Wenn ich das will, dann kann ich das tun, oder? Das ist ganz einfach – und doch so schwer. Schwer ist es, das als Erstes zu sagen, wenn man in ein Haus kommt. Weil sich meistens anderes in den Vordergrund schiebt, das wichtiger zu sein scheint. Klar, wenn ich in ein Haus komme, dann sehe ich ganz viel, treffe womöglich andere Menschen, bin abgelenkt von dem, was mir im Haus begegnet. Und mein Vorsatz, dem Haus als Erstes Friede zu wünschen, gerät in Vergessenheit. Ganz schnell geht das, und ganz von alleine, gerade dann, wenn man in ein Haus geht. Ich habe als junger Mann eine Zeitlang versucht, das zu üben. Aber es ist mir meistens nicht gelungen. Egal ob es ein fremdes Haus war, oder das Haus, in dem ich gewohnt habe. Es war so viel und ist so viel, meistens, da kann man doch nicht auch noch an Friede sei mit diesem Haus denken, oder? Und dann noch als Erstes, vor allem anderen?

Ich weiß nicht, ob Jesus das als strenges Gebot gemeint hat. Es ist jedenfalls nicht mit einer Strafe belegt, wenn wir es nicht tun. Natürlich nicht. Wir sind frei, in jedes Haus zu gehen und es nicht zu denken, dem Haus (und seinen Bewohnern) nicht zu sagen: Friede sei mit diesem Haus.

Ich fühle da auch keinen Druck, schon gar keinen Leistungsdruck. Aber mir entgeht etwas, wenn ich auf den Friedensgruß verzichte. Was gibt es Schöneres, als ein Mensch des Friedens zu sein, den Wunsch nach Frieden mitzubringen, wo immer ich hingehe?

Danke Jesus, dass du mir das mitgibst, als Rat, als Tipp: Wenn du in ein Haus kommst, dann sag als Erstes: Friede sei mit diesem Haus!. Man kann sicher aus dem Zusammenhang dieses Wortes ableiten, dass Jesus das in einer ganz speziellen Situation gesagt hat, und nicht als allgemeine Regel. Aber das will ich nicht als Argument nehmen, um dies Wort Jesu loszuwerden. Mich fasziniert dieses Wort Jesu immer noch. Und ich lese es nicht als Ausnahme, sondern als Regel. Für mich klingt es so: wann immer du in ein Haus kommst – jedesmal. Da wird nicht vorsortiert in Häuser, wo das passend scheint und Häuser wo man das besser sein lässt.

Also übe ich weiter. Manchmal denke ich lange nicht an dieses Wort, aber jetzt im Februar war es der Monatsspruch. Da wurde ich erinnert, und ich habe mich gern erinnern lassen. Freuen wir uns doch, wenn ein Wort von Jesus in uns Raum gewinnen will als Anregung für unser Leben. Und freuen wir uns, wenn ein Wort von Jesus in unserem Leben Spuren hinterlässt.

Ich freue mich immer, wenn es mir gelingt, einem Haus den Frieden zu wünschen, und ich nehme es gelassen, wenn ich meistens nicht an das denke, was Jesus als Erstes empfiehlt.

Versuchen Sie es doch einmal in der Fastenzeit, das zu üben. Jesus, auf dein Wort hin will ich es tun. Wenigstens einmal am Tag, wenn ich in ein Haus komme, will ich sagen: Friede sei mit diesem Haus. Überfordern Sie sich nicht, es muss nicht als Erstes sein, es ist auch später noch möglich, zu segnen. Etwa am Abend, im Rückblick auf den Tag. Dass ich nochmal an die Häuser denke, die ich betreten habe, und an die Menschen, die mir dort begegnet sind, und ihnen im Namen von Jesus zuspreche: Friede sei mit euch! Eine schöne Übung, ein Wort von Jesus zu bewegen. Und eine schöne Aufgabe, Frieden in unsere Welt zu tragen. Und sei es nur als Wunsch. Es ist kein Wunsch der folgenlos bleibt, sondern es ist ein Segenswunsch. Ein Segen, der dazu hilft, dass das wächst, was wir noch nicht haben.

Übrigens können Sie diese Übung auch mit einem anderen Wort von Jesus machen. Vielleicht ist ein anderes Wort als Anregung für Sie viel besser geeignet? Ich ermutige Sie gern, Ihr eigenes Wort zu finden, auch deswegen habe ich Ihnen von mir und meinen Gedanken erzählt.

Vielleicht haben Sie ja schon ein Wort das Sie begleitet, und das Sie jetzt in der Fastenzeit sich neu in Erinnerung rufen wollen. Einmal am Tag dies eine Wort bewegen und mit Ihrem Alltag in Verbindung bringen, sodass sich Ihr aktuelles Erleben und das Wort von Jesus berühren.

Herr, sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund, so beten es unsere katholischen Glaubensgeschwister in ihrem Gottesdienst. Ja, ein Wort kann meine Seele gesund machen, mir auf dem Weg der Gesundung helfen – wenn es das richtige Wort ist. Und so kann ich die Fastenzeit gestalten, nicht (nur,) indem ich auf etwas verzichte, sondern sieben Wochen mit einem Vers zum Kauen.

Wenn Sie noch kein Wort haben, dann suchen Sie doch mal in der Bibel, in den Evangelien, ob es da einen Vers gibt, oder ein Wort, das Sie anspricht. Wo Sie spüren, das könnte was mit mir zu tun haben, mir guttun, wenn das Raum gewinnt in meinem Leben. Auch hier gilt: Überfordern Sie sich nicht, es gibt keinen Leistungsdruck, kein Mindestmaß an Wirkung. Aber es ist eine schöne Übung, finde ich, sich von einem Wort Jesu inspirieren und begleiten zu lassen.

Und wenn Sie kein Wort finden, dann können Sie auch das als Wunsch und Gebet vor Gott bringen: Herr, schenke mir ein Wort, das zu mir spricht.

Br. Christian Hauter, 09.04.17

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