Christusträger Bruderschaft

Klosterurlaub in anderen Zeiten

Nach einer Zwangspause von mehr als einem halben Jahr konnten wir Mitte Mai endlich wieder Gäste in Triefenstein empfangen. Zu den ersten gehörte Angela Wittenberg, Lehrerin und Vorstandsmitglied der Christusträger-Arbeitsgemeinschaft e.V. Hier ihre Eindrücke:

Großer Innenhof des Klosters – © Br. Uwe Stodte 2021
Großer Innenhof des Klosters – © Br. Uwe Stodte 2021

Während ich diesen Text schreibe, sitze ich in Triefenstein im großen Innenhof am Brunnen. Es ist eine Wohltat für die Sinne: Die Sonne wärmt das Gesicht, das Wasser plätschert, die Vögel singen auf vielfältige Weise, der frischgemähte Rasen duftet und strahlt in einem satten Grün, überall blüht es, Bärlauchduft weht vom Wald herüber. Und über alledem liegt diese wohltuende Ruhe und Entschleunigung, die man in Triefenstein so oft finden kann und die den inneren Raum öffnet, um Gott wirken zu lassen.

Die Pfingstgäste machen sich für einen Ausflug bereit – © Br. Uwe Stodte 2021

Alles wie immer – und doch alles anders. Erst seit zwei Wochen dürfen wieder Gäste ins Kloster kommen. Manche sind tatsächlich zum ersten Mal hier. Sie haben in dieser Corona-Zeit ganz gezielt nach einer Auszeit im Kloster gesucht und sind fündig geworden. Sie merken das »Anderssein« wahrscheinlich gar nicht so sehr, da ihnen der Vergleich fehlt und man sich ohnehin schon an allerlei Hygienemaßnahmen gewöhnt hat. Ich beobachte, wie gut die Ruhe und Weite im Kloster ihnen tun. Gott wirkt. 

Speisesaal mit neuer Tischordnung – © Br. Uwe Stodte 2021

Wie geht es den Gästen, die Triefenstein von »früher« kennen? Hiermit meine ich nicht die Zeiten, in denen die CT-Bands noch getourt sind, sondern das Früher, das noch keine zwei Jahre her ist. Im Gegensatz dazu ist der Aufenthalt in Triefenstein wirklich momentan anders: Das Haus kann nur noch teilweise belegt werden, weil jeder Gast – oder zumindest jeder Hausstand – sein eigenes Badezimmer zugewiesen bekommt. Im Speisesaal gibt es feste Plätze, man sitzt an kleinen Tischen. Die Möglichkeit, mit Brüdern oder Gästen ins Gespräch zu kommen, ist dadurch begrenzt. Die Psalmen und Lieder in den Gebetszeiten werden – auch von festen Plätzen aus – nur noch gesprochen. Überhaupt fehlt der Gesang, der sonst immer wieder durchs Haus klingt. 

Corona-konforme Platzaufteilung in der Bibliothek – © Br. Uwe Stodte 2021

Raum für neue Entdeckungen

Es ist anders, als man es von früher gewohnt ist und manches wird vielleicht noch lange anders bleiben – aber es ist deswegen nicht schlecht. Es ist Raum da, um manches Alteingefahrene zu überdenken. Sich auch auf Neues einzulassen, Grenzen zu verschieben und neue Schätze zu entdecken. 

So haben es sich zum Beispiel die FSJler und andere Mitlebende im Kloster zur Aufgabe gemacht, die Gebetszeiten häufig mit einem musikalischen Beitrag von der Empore aus zu bereichern. Oder es werden neue Formen des Gebets ausprobiert – ohne das Gewohnte zu vergessen. Statt der sonst üblichen Bibelarbeiten kommen die Gäste – mit Masken und Abstand – zu kürzeren Betrachtungen oder Bibelgesprächen in der Bibliothek zusammen und gehen ebenso wie früher mit neuen Impulsen heraus. Und manchmal wird man durch das Weniger liebevoll gezwungen, sich mehr von der Ruhe und Entschleunigung zu gönnen, die das Kloster noch immer bereithält. 

Wie hier im großen Innenhof in Triefenstein: Die Sonne wärmt, das Wasser plätschert, die Vögel singen, frischgemähter Rasen und Bärlauch duften, überall blüht es. Und über alledem die große Konstante: Gott wirkt und das ist Gott sei Dank auch in diesen anderen Zeiten gleichgeblieben.

Angela Wittenberg, 01.06.21

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