Was könnte Kindern in einer Zeit guttun, in der sie ihre Wohnung kaum verlassen können, ihre Freunde nicht treffen und es über lange Zeit nur mit ihren Familienmitgliedern aushalten müssen? Das war meine erste Überlegung nach Beginn der Ausgangssperre. Mir selbst tut es immer gut, Sprachnachrichten von meiner besten Freundin zu bekommen. Ihre Stimme zu hören, vermittelt mir das Gefühl, sie wäre hier bei mir – und das macht mir Mut.
Hoffnungsgeschichten zum Hören
Eine »hörbare« Nachricht sollte es also sein, was ich den Kindern schicken wollte. Mit welchem Inhalt? Am besten ich erzähle eine hoffnungsvolle Geschichte, die irgendetwas mit der speziellen Corona-Situation zu tun hat. So entschied ich mich, von Elisabeth von Thüringen zu erzählen, die aus Nächstenliebe eines der ersten Krankenhäuser gründete. Ich nahm den ersten Gruß mit einer Sprach-App auf. Die Geschichte verband ich mit Alltagserfahrungen von Kindern, spielte ein paar Takte Musik auf dem Klavier ein, baute das Ganze zusammen und stellte es auf die Homepage meines Arbeitgebers, des Kirchspieles Wilsdruffer Land.
In den Tagen danach entstand die Idee, den Kindern ab jetzt regelmäßig Geschichten zu erzählen. Geschichten von Menschen, die, motiviert durch ihren Glauben, ihr Leben für andere eingesetzt haben oder etwas Gutes in unserer Welt bewegt haben. Meine Kollegin Lisa Jäger stieg mit ein und erzählte ebenfalls Geschichten für den Podcast.
Florence Nightingale sollte eine Person der vorgestellten Personen sein. Ich kannte sie durch ein Gebet von ihr, das regelmäßig zu Arbeitsbeginn im Kloster Triefenstein gebetet wird. Als Gründerin der modernen Krankenpflege ist auch Florence Nightingale eine Person, der wir gerade jetzt viel zu verdanken haben. Sie ist als Frau mutig ihren Weg gegangen, was zur damaligen männerdominierten Zeit eine echte Herausforderung war.
Durch ihre Geschichte möchte ich Kindern Mut machen, ebenfalls ihren Weg in dieser Welt zu finden. Geschichten sprechen die Emotionen an. Die Botschaft soll sich in den Kinderherzen verankern: »Auch du kannst etwas Besonderes. Auch du hast das Potential etwas Großartiges in dieser Welt zu tun.« Gleichzeitig möchte ich Werte vermitteln. »Wenn die Kinder mir jetzt ihre ganze Aufmerksamkeit schenken, dann muss ich die Gelegenheit nutzen, um ihnen etwas zum Thema Menschlichkeit und für den Kampf gegen Rassismus mit zu geben.«, so mein Gedanke.
Gandhi, Esther und Br. Uwe
Wie könnte ich den Kindern dazu gute Gedanken vermitteln? Ebenfalls durch Lebensgeschichten: Desmond Tutu, Esther aus der Bibel und Mahatma Gandhi zeigen mit ihrem Leben, dass es sich lohnt sich gewaltlos gegen Rassismus, Antisemitismus und Hass einzusetzen.
Auch die Christusträger-Brüder sollten in der Reihe herausragender Persönlichkeiten nicht fehlen, denn auch sie haben mit ihrem Einsatz in verschiedenen Ländern die Welt ein Stückchen besser gemacht. Br. Uwe steht beispielhaft für den mutigen Einsatz der Christusträger für die Armen und Kranken. Ich befragte ihn nach der bewegendsten Erfahrung während seiner Zeit im Ausland. Seine Antwort können Sie hier hören:
www.kirche-wilsdruffer-land.de/podcast/bruder-uwe
Mit einem Team arbeite ich nun daran, die Geschichten in Gebärdensprache zu übersetzen. Um auch hörgeschädigten Kindern die Mutmach-Geschichten zugänglich zu machen, entstehen gerade Videos, in denen eine Dolmetscherin die Geschichten »gebärdet« und Bilder das Gesagte illustrieren. Die Künstlerin Ute Plank, die die Helden meiner Geschichten so wunderbar darstellt, habe ich übrigens in Triefenstein kennen gelernt. So können die Mut-Geschichten nicht nur »hörbar«, sondern auch »sichtbar« das Herz von Kindern erreichen. Erwachsene dürfen selbstverständlich auch zuhören oder zusehen.