Christusträger Bruderschaft

Offen sein im Advent

Im Evangelischen Sonntagsblatt (Heft 48/2017) erschien gerade ein Impuls von Br. Christian Hauter. Er erzählt, was sein Besuch im Flüchtlingscamp in Kabul mit unserem Advent zu tun hat. Hier eine Kurzversion dieses Artikels:

Adventskranz in der Klosterkirche – © Br. Bodo Flach, 2017
Adventskranz in der Klosterkirche – © Br. Bodo Flach, 2017

Während meines Besuches im Flüchtlingscamp im Sommer wurde ich überrascht durch die spontane Gastfreundschaft einer afghanischen Großfamilie. Ich fühlte mich durch die freundliche und friedliche Atmosphäre unter dem Vordach der Lehmhütte beschenkt. Damit hätte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Wir tranken Tee und plauderten über dies und das. Dann verabschiedeten wir uns mit guten Wünschen für die ganze Familie.

Die offene Tür dieser afghanischen Familie hat mir Einblick in eine fremde Welt gewährt. Und wo alles für mich zunächst befremdlich und heruntergekommen wirkte, entdecke ich plötzlich wertvolle Menschen. Ich spürte den Frieden einer Familie, die mitten im Krieg lebt. Ihnen fehlt vieles, was für uns in Europa selbstverständlich ist, etwa fließendes Wasser. Aber sie haben mir trotzdem viel gegeben, einfach dadurch, dass sie mich aufgenommen haben. Sie haben mir, dem Fremden, ihre Tür geöffnet und mich eingelassen – und plötzlich war ich nicht mehr fremd, sondern habe mich zuhause gefühlt.

Kellerkapelle im Advent – © Br. Bodo Flach, 2017

Kann ich das auch, Türen öffnen? Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Es kommt der Herr der Herrlichkeit. singen wir im Advent. Das Kirchenlied mit der Nummer 1 im Gesangbuch erinnert uns an eine Aufforderung aus Psalm 24: Macht die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, damit der König der Ehren einziehen kann! Das, was im Alten Testament von den Toren des Tempels oder den Stadttoren gesungen wurde, überträgt das Gesangbuchlied auf unsere Herzenstür: Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.

Die innere Tür öffnen

In der Adventszeit werden viele Türen geöffnet, an vielen Adventskalendern, auch zu vielen Feiern, und in die Einkaufshäuser. Aber eigentlich geht es nur um eine Tür, die wirklich wichtig ist, meine Herzenstür. Dass ich mich innendrin öffne, dazu will der Advent mir helfen. Mich öffne meinen Freunden und meiner Familie gegenüber, und auch Fremden gegenüber, soweit es mir möglich ist. Diese innere Öffnung ist das Wichtigste – wenn ich die nicht gespürt hätte, dann hätte ich mich nicht so wohl gefühlt bei der Familie in Kabul. Im Weihnachtsrummel ist es keineswegs selbstverständlich, dass unsere innere Tür aufgeht.

Prior Br. Christian Hauter – © Br. Uwe Stodte, 2018

Gott will uns besuchen

Mir persönlich hilft eine Zeit der Stille vor einer Kerze, um mich innerlich zu sammeln, mich auszurichten auf das Kommen von Jesus. Ja, ich möchte diese Zeit nutzen, um innerlich offen zu werden, offen für mich, meine Mitmenschen und Gott. Er will zu mir kommen, und ich darf ihn in meine „Behausung“ einladen, auch wenn ich keine „Vorzeigewohnung“ habe. Der Gast, dem ich die Tür öffnen darf, will nicht meine Wohnung besichtigen sondern mich besuchen. Sollte ich mich darüber nicht von Herzen freuen?

Br. Christian Hauter, 05.12.18

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