Christusträger Bruderschaft

Fröhliche Vielfalt beim Ordensfest

Katholische Ordensgemeinschaften und evangelische Kommunitäten feiern Buß- und Versöhnungsgottesdienst in Triefenstein. Eindrücke von Christoph Zehendner:

Vielfalt beim Versöhnungsgottesdienst – © Br. Uwe Stodte, 2017
Vielfalt beim Versöhnungsgottesdienst – © Br. Uwe Stodte, 2017

So große Vielfalt gab's noch nie: Eine ganze Reihe unterschiedlicher Ordensgewänder, Trachten und Habite von mehr als 50 verschiedenen Gemeinschaften prägten das Bild im Kloster Triefenstein am Sonntagnachmittag, dem 12. März 2017. Wohl noch nie zuvor in seiner Geschichte hat unser mehr als 900 Jahre altes Kloster eine solch vielfältige und fröhliche Gemeinschaft von katholischen Ordensgemeinschaften und evangelischen Kommunitäten zu Gast. Aus Anlass des Reformationsjubiläums feierten Ordensleute verschiedener Konfessionen einen Buß- und Versöhnungsgottesdienst. Angereist waren Vertreterinnen und Vertreter von Gemeinschaften aus ganz Deutschland, aber auch zwei Brüder aus Taizé in Frankreich, zwei Augustinerchorherren aus Österreich und Christusträger-Brüder aus der Schweiz.

Br. Christian geriet bei seiner Begrüßung geradezu ins Schwärmen: Überrascht, verblüfft, beschämt und beschenkt seien die evangelischen Kommunitäten angesichts der starken Zeichen von Freundschaft, die sie an diesem besonderen Tag von ihren katholischen Geschwistern erlebten. Diese freundschaftlichen Gesten sind keine Selbstverständlichkeit, denn im Verhältnis zu den traditionsreichen, großen und einflussreichen katholischen Orden zählen die evangelischen Gemeinschaften nur wenige hundert Mitglieder in Deutschland.

Um so bemerkenswerter, dass der komplette Vorstand der Deutschen Ordensobernkonferenz DOK (der mehr als 20.000 Ordensleute vertritt) in Triefenstein mitfeierte. Insgesamt mehr als 200 Vertreterinnen und Vertreter katholischer und evangelischer Gemeinschaften suchten an dem historischen Tag Gemeinschaft und persönliche Begegnung. Humorvoll sprach Abt Hermann Josef Kugler, der Vorsitzende der DOK, die Anwesenden als liebe mitchristlichen Geschwister an. Er wertete das Ordensfest und den Versöhnungsgottesdienst als wichtige und schöne Zeichen der Eintracht und der Einheit auch über Konfessionsgrenzen hinweg.

Im ersten Teil des Festes wurden zwei Publikationen vorgestellt, die sich mit evangelischen Kommunitäten beschäftigen: Zum einen die aktuelle Ausgabe 2017/1 der katholischen Ordenskorrespondenz, die sich dem protestantischen Ordensleben im deutschsprachigen Raum widmet und zum Beispiel die Kommunität Adelshofen, die Christusbruderschaft Selbitz und die Kommunität Diakonissenhaus Riehen vorstellt. Zum anderen das von den evangelischen Kommunitäten herausgegebene Buch Kloster auf evangelisch – Berichte aus dem gemeinsamen Leben. Manuel Ritter, für Kommunitäten zuständiger Kirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Bayern, bezeichnete das Buch als Bilderbuch gelebter Ökumene.

Das dreidimensionale Kreuz als Zeichen der Versöhnung – © Br. Uwe Stodte, 2017
Das dreidimensionale Kreuz als Zeichen der Versöhnung – © Br. Uwe Stodte, 2017

Höhepunkt des Ordenfestes war ein Buß- und Versöhnungsgottesdienst, den die Gemeinschaften in der Triefensteiner Klosterkirche feierten. Besucherinnen und Besucher erlebten eine besondere Liturgie mit, die an Versäumnisse, Fehler und Schuld in der Kirchengeschichte erinnert. Dabei wurden schlimme Verfehlungen nicht ausgeklammert, auch an gegenseitige Verfolgung, Vertreibung, Folter, Mord wurde erinnert. Die Ordensgemeinschaften hatten dabei auch den Mut, ihre ganze eigenen Fehler zu benennen: Ich bekenne, dass der Wunsch, nach dem Willen Gottes zu leben, nicht nur Gemeinsamkeiten geschaffen, sondern auch tiefe Gräben aufgeworfen hat. Die Abgrenzung war oft größer als das Verständnis füreinander. Außergewöhnliche Worte, unterstrichen von außergewöhnlichen Gesten – gemeinsam trugen katholische und evangelische Ordensleute ein dreidimensionales Kreuz als Zeichen der Versöhnung durch die Kirche und richteten es im Altarraum auf.

Wir stehen gemeinsam unter dem Kreuz Christi. Von seinem Versöhnungsweg her wollen wir aufeinander zugehen, sagte Br. Christian Hauter dazu. Und in ihrer Predigt wiesen Schwester Anna-Maria aus der Wiesche und Schwester M. Angela Zehe OSA auf das Beispiel von Petrus und Paulus, den beiden Symbolgestalten der beiden großen Kirchen. Ihr Streit über theologische Fragen prägte die Frühzeit der christlichen Kirche. Doch an einem offenen, mutigen, einander wertschätzenden Streit könne man auch lernen. Bei den Konflikten innerhalb der Ökumene beispielweise sei man aneinander gewachsen. Und durch die gemeinsame Mitte in Christus könne man ehrlich miteinander umgehen, auch bei schwierigen Fragen.

Sehr eindrücklich war die Selbstverpflichtung zum Abschluss des Gottesdienstes, in der alle Beteiligten sich selbst und einander konkrete Schritte im Geist ökumenischer Geschwisterlichkeit versprachen: z.B. mitzuhelfen, dass unsere Gemeinschaften, Kirchen, Völker und Kulturen in Vielfalt geeint leben. Respekt und das offene Gespräch sollten auch für die Begegnung mit Menschen anderer Weltanschauung und Angehörigen anderer Religionen gelten.

Am Ende eines langen, sonnigen und heiteren Festtages wurde vielfach spürbar, was Kirchenrat Manuel Ritter so beschrieb: Kommunitäten und Ordensgemeinschaften seien nicht dogmatische Fluchtburgen, sondern ökumenische Werkstatt. Br. Christian ergänzte: Als katholische Ordensgemeinschaften und evangelischen Kommunitäten sind wir schon recht erfreulich gemeinsam unterwegs. Der heutige Tag ist für uns dabei eine große Bekräftigung.

Weitere Informationen

  1. · Video zum Ordensfest von bistum.tv
  2. · Bericht zum Ordensfest auf orden.de

Christoph Zehendner, 14.03.17

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