Pfingsten ist nicht unbedingt das am einfachsten zu erfassende Fest des Kirchenjahres und auch die Hauptperson von Pfingsten, den Heiligen Geist, kriegt man einfach nicht zu fassen. Wie erklärt man diese vermeintlich komplizierten Sachverhalte aber Kindern? Mit diesen und vielen anderen vergnüglichen, nachdenklichen, gemeinschaftsfördernden und kreativen Dingen beschäftigten sich junge Familien mit Kindern bei der offenen Pfingstfreizeit.
Rote Schärpen sind über die Arme der reinweißen Heiligenfiguren in der prachtvollen Barockkirche des Klosters gebreitet: sichtbares Zeichen der feurigen Kraft des Heiligen Geistes, über den Christen an Pfingsten besonders nachdenken. Unten im Kirchenschiff geht bedächtig eine Schar von Kindern mit biegsamen Stäben zwischen den Erwachsenen durch. An dünnen Fäden baumeln an den Ruten silberne Papiertauben, kleine Spiralen aus Papier, duftige Wattebäusche und andere zarte Gebilde. Wenn sich die Kinder fortbewegen, dann setzen sich auch die Basteleien in Bewegung. Hier wurde für die Kinder ein Bild gefunden für den Geist, den man nicht sieht und der doch so viel bewegt.
Für jeden ist etwas dabei
Der kleinen Performance im Abschlussgottesdienst sind vier Tage des gemeinsamen Feierns und Seins vorausgegangen. Während sich die Erwachsenen morgens mit Bruder Christian Hauter Bibeltexte erarbeiteten und bis zum Mittagessen »kinderfreie Zeit« genießen durften, waren die zahlreichen Kinder in zwei Gruppen beschäftigt: damit, Gesichter aus Ton an Bäumen zu formen, sich mit einem raffinierten, himmelblauen Apparat Buttons herzustellen, zu singen, zu basteln und die biblischen Geschichten altersgerecht erzählt zu bekommen. Gemeindepädagogin Nora Henker wusste lebendig zu erzählen und die Kinder ins gemeinsame Singen einzubinden, kannte Spiele, die zum Thema passten und hatte immer wieder neue Ideen, wie man ins Horchen und Zuhören kommen konnte.
Die Nachmittage gehörten den Müttern und Vätern mit ihrem Nachwuchs. Ohne inhaltliche Vorgaben fanden sich immer wieder Grüppchen zusammen, die je nach Wunsch und Fähigkeit Spaziergänge zum Main, Ausflüge zum Waldlehrpfad oder zum Badeweiher machten, bei einer Führung das Kloster kennenlernten oder die frühsommerliche Atmosphäre im Klosterhof genossen.
Rituale werden eingeübt
Spätestens zum Kinder-Abendgebet konnte man den Nachwuchs in der Kellerkapelle antreffen. Nora Henker stimmte die Kinder vom Säuglingsalter bis zum Teenie mit kleinen Achtsamkeitsübungen ein und dann durfte sich jedes einbringen und eine Filzblume oder eine Scherbe ablegen, und seine Freuden und Sorgen vor Gott bringen. Ein schönes Bettgeh-Ritual für die Kleinsten, eine Einstimmung aufs Abendprogramm für die Größeren.
Ob Konzert, ob Bildbetrachtung mit Zeichenübung, ob Feuer schüren am Fußballplatz: für alle Veranstaltungen, ob morgens ob abends, galt das Prinzip der Freiwilligkeit. Schließlich ging es auch und vor allem darum, dass die Familien gemeinsame Punkte und Erholung fanden. Die frohen Gesichter bei der Tauferinnerung am Brunnen zum Abschied nach vier Tagen Sonnenschein und Familienzeit ließen hoffen, dass dieses Ziel erreicht worden ist.
P.S.: Wir laden auch im nächsten Jahr wieder zu einer Familienfreizeit ein.