Christusträger Bruderschaft

Ukraine-Hilfe in Rumänien

Ein Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine schauen wir auf das, was mit Hilfe von vielen Engagierten und Spendern an Unterstützung möglich war. Diesmal geht unser Blick nach Rumänien. Die Sozialarbeiterin Christiane Lorenz und die Schülerin Sigrid Senta Arvay berichten:

Einkauf für Flüchtlinge im Auffanglager – © Christiane Lorenz 2022
Einkauf für Flüchtlinge im Auffanglager – © Christiane Lorenz 2022

Das Land Rumänien hat keine Erfahrungen mit Flüchtlingsarbeit, denn bisher wollte niemand hierher fliehen. Der Krieg in unserem Nachbarland bringt uns in eine neue Situation. Gleich zu Beginn des Krieges kamen viele Ukrainerinnen über die Grenze und suchten Zuflucht.

Als Sozialarbeiterin in der Stadt Braşov (deutsch: Kronstadt) bin ich schnell in die Verantwortung für die Koordination der Flüchtlingsarbeit der evangelischen Kirche gekommen. Von der Kommune her wurde eine Messehalle zum Flüchtlingszentrum umfunktioniert. Wir haben Kontakt dorthin aufgenommen und dabei unterstützt, die Grundbedürfnisse der Menschen abzudecken. Inzwischen wird dort ein Mittagessen pro Tag gestellt, für Frühstück und Abendessen müssen sie selbst sorgen. Ich bin dankbar für Spenden, die ich unter anderem von den Christusträgern in Triefenstein bekommen habe. So konnte ich mehrfach Lebensmitteleinkäufe für die Geflüchteten machen. Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Manchmal mehr ein Zeichen der Nächstenliebe und Fürsorge, welches den Menschen Mut und Hoffnung gibt. Doch jeder Tropfen kühlt ein wenig und viele Tropfen bewegen die Welt.

Christiane Lorenz mit Denisa Gheorghica und Andreas Knodt beim Flüchtlingszentrum in Braşov – © Christoph Zehendner 2022

Hilfe aus Deutschland

Sehr schnell kam im März 2022 ein Hilfstransport aus Triefenstein und wir konnten Medikamente, Lebensmittel und andere Hilfsgüter verteilen. Auf dem Rückweg ist eine Familie, die bei uns gestrandet war, mit nach Triefenstein gefahren, wo sie heute noch lebt. Wie diese Familie, sind viele Flüchtlinge nur kurz im Flüchtlingszentrum geblieben. Viele sind weitergezogen. Manche ins Ausland; ca. 2000 Ukrainer und Ukrainerinnen sind in Braşov und Umgebung geblieben. Ungefähr 30 Menschen leben dauerhaft im Messegelände.

Christiane Lorenz lebt mit ihrer Familie seit mehr als 30 Jahren in Rumänien

Hilfe für die Seele

Menschen mit Trauma-Erfahrungen brauchen mehr als die Grundversorgung. Das weiß auch der aus Odessa geflüchtete Opernsänger Dmitro Rusyniak. Er ist Teil des Männerensembles »Korinnya«, lebt nun schon seit einiger Zeit mit seiner Familie in einem Flüchtlingsheim in der Nähe von Braşov und geht selbst regelmäßig in den Bach-Chor. Er hat großen Aufwand betrieben, um seine Kollegen aus der Ukraine speziell und offiziell für ein Konzert einzuladen. Dazu mussten die Kultusministerien miteinander verhandeln. Mit ein paar abenteuerlichen Umwegen erreichten die Männer pünktlich Rumänien. Das Konzert hatte das Thema »da pacem domine« – »Verleih uns Frieden, Herr«. 

Die Leiterin des Flüchtlingszentrums Andreea Vrinceanu freut sich, Konzertkarten zu verteilen – © Christiane Lorenz 2023

Musik kann Seelen berühren und auch heilen. Deshalb wurde durch Spenden aus Triefenstein 50 Flüchtlingen ein Konzertbesuch ermöglicht. Damit wurden die Sänger aus Odessa sowie das Flüchtlingszentrum in Kronstadt unterstützt, denn der Erlös der Eintrittskarten ging zu 100% an das Flüchtlingszentrum CATTIA in Kronstadt.

Der Chor hatte Lieder in Ukrainisch einstudiert. Auch wenn die Chorproben nicht leicht waren, vor allem im Blick auf die ukrainische Aussprache – am Ende waren auf jeden Fall sowohl Sänger als auch Zuhörer begeistert. Viele zeigten sich sehr gerührt von den feierlichen Liedern, die den anwesenden Flüchtlingen ein Stückchen Heimatgefühl geben konnten. Parallel zur Musik wurden landschaftliche Szenen aus der Ukraine auf eine Leinwand gestreamt. Wie schön dies Land doch aussieht! Wieso muss es Krieg nur geben?

Bewegende Atmosphäre mit ukrainischen Sängern in Braşov – © Christiane Lorenz 2023

Zusammen Musik zu hören kann helfen, den Schmerz zu verarbeiten. Zumindest ein wenig. Am Ende verließen wir glücklich über das gelungene Konzert und gleichzeitig nachdenklich die Kirche. Nein, der Krieg ist nicht vorbei, aber es tat gut, sich gemeinsam zu versammeln, einmal innezuhalten und zu beten: Da pacem Domine!

Sigrid Senta Arvay ist 18 Jahre alt, Schülerin in Kronstadt/Braşov; sie singt im Bach-Chor und plant ein FSJ im Kloster Triefenstein

23.02.23

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