Christusträger Bruderschaft

Wanderfreizeit – Einkehrfreizeit

Mitte Oktober trafen sich 14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlichsten Alters aus verschiedenen Gegenden Deutschland und der Schweiz in Ralligen. Wie er diese besonders Freizeit mit Aktion und Besinnung erlebte berichtet Br. Egidio:

Wandergruppe der Einkehrzeit – © Christoph Zehendner 2022
Wandergruppe der Einkehrzeit – © Christoph Zehendner 2022

Eine Woche Ralligen mit An- und Abreisetag, macht vier Tage Wandern und Einkehr halten. Reicht das? Wo kommen wir da hin?

Ja, es reicht – was die Muskeln und Gelenke angeht. Einkehr ginge auch noch länger, das Wandern (schnell mal mit 700 oder 1400 Meter Höhenunterschied) geht schon eher an die Substanz (der Älteren; die Jungen springen da noch ganz fröhlich).

Ein einziges Kapitel aus dem Markus-Evangelium genügt für die ganze Woche. Es geht ums Wachstum, das so unscheinbar anfängt: Das Saatkorn muss ausgestreut werden, doch dann gilt es zu warten. Wartet nicht auch Jesus geduldig auf das, was in unserem Leben geschehen soll und wird, weil Er darüber wacht? Das Kleine liebt Er, mit dem Kleinen beginnt Er, und dann sieht Er am Ende doch die Frucht, 30-, 60-, 100-fältig. Ach, wenn wir doch auch schon solche Geduld aufbrächten!

Atemberaubender Blick auf den Thuner See – © Beate Brandelik-Zimmer 2022

Gemeinsam staunen und genießen

Täglich eine kleine Dosis aus Markus 4 und täglich zunehmend eine Tour auf die Höhen. Da oben weiß man nicht, wie man recht staunen soll: »Wow, Hammer, großartig« – jeder hat so seinen Ausdruck dafür. Und jeder sieht etwas anderes, die winzigen Blümchen hier und da, oder die gewaltigen Berge. Steigt man auf einer Seite hoch, ist man erstaunt, dass es drüben sofort wieder runter geht, oder gar, wie beim sogenannten »Schafloch«, kurz unterm Gipfel 600 Meter durch den lichtlosen Tunnel, um dann aus der Steilwand auf einen schmalen Steg herauszutreten. Gratwanderung, im Ursinn des Wortes.

Das »Graggentor« – © Beate Brandelik-Zimmer 2022

Schritt für Schritt geht es hoch oder runter – große Sprünge schafft keiner, genauso wenig wie der Bauer, der das Korn gesät hat. Er kann nur warten, darf dabei auch schlafen, wie Jesus auf dem Kissen im Boot. Üben wir also in schweigsamen Abschnitten diese Geduld ein oder praktizieren das Jesus-Gebet, wie immer es für den Einzelnen passt: »Jesus Christus, erbarme Dich!« Dabei lassen wir so manches los, was den Alltag beschwerte.

Immer wieder staunen wir über den Ausblick über den Thunersee oder die Voralpenlandschaft. Und manchmal sind die Augen auch nur auf dem Boden, dass keiner stolpert. Wir erleben „ganzheitliche“ Tage mit immer neuen Begegnungen, mit tieferem und leichterem Austausch. Es tut gut, mal ganz andere Menschen um sich zu haben, und zu wissen, bei den Brüdern sind wir gut aufgehoben.

 

Diese Wander- und Einkehrtage fordern Kondition, aber sie bauen sie auch auf. Ich kann kommen, wie ich bin, und nehme mit, was Jesus für mich bereitet hat. Danke, es hat gutgetan!

Br. Egidio, Kanaan-Franziskus-Bruderschaft, 19.10.22

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