Christusträger Bruderschaft

Zeichen setzen in einem armen Land

Wie läuft es eigentlich gerade auf eurer Station in Kabul? Kaum eine Frage bekommen wir in den letzten Jahren häufiger gestellt. Hier versuchen die Brüder Schorsch und Jac eine Antwort:

Kinder in Kabul – © Archiv CT-Bruderschaft
Kinder in Kabul – © Archiv CT-Bruderschaft

Auch wenn wir beiden seit mittlerweile dreizehn Monaten in Triefenstein arbeiten und nicht mehr in Kabul, sind wir doch praktisch täglich mit unseren Mitarbeitern dort verbunden. Wir können ihre Arbeit von hier aus gut verfolgen. Auch ein wichtiger Teil der Verwaltungsarbeit für die Kliniken kann per »Homeoffice« von Triefenstein aus geschehen. Zwar sind wir weiterhin verantwortlich für die Arbeit, freuen uns aber über das hohe Maß an Eigenverantwortung und Selbständigkeit bei unseren Mitarbeitern. 

Kliniken am Limit

Unsere beiden ambulanten Kliniken haben zurzeit sehr viel zu tun und kommen immer mal wieder an ihre Grenzen. An jedem Arbeitstag suchen durchschnittlich etwa 230 Patienten bei uns Hilfe. Mehrere hundert Tuberkulose-Patienten werden von uns betreut. Sprunghaft gestiegen ist leider die Zahl der Menschen, die unter Leishmaniose leiden. Leishmaniose ist eine typische »Arme-Leute-Krankheit« von Bewohnern aus Elendsvierteln. Diese Infektion der Haut wird durch Sandmücken übertragen. Wenn die Krankheit nicht behandelt wird, führt sie oft zu hässlichen Geschwüren im Gesicht und zu entstellenden Narben. Allein im ersten Halbjahr 2022 haben wir mehr als 1000 Menschen mit Leishmaniose behandelt – in der Regel stammten sie aus den ärmsten Vierteln der Stadt.

Menschen in einem armen Vorort von Kabul – © Archiv CT-Bruderschaft

Auch die Zahl der Epilepsie-Patienten steigt in den letzten Monaten stark an. Wir sind in Kabul praktisch die einzige Anlaufstelle für Menschen, die unter Epilepsie leiden. Viele unserer Patienten sind arm und haben kein Geld, um sich Diagnose, Behandlung und Medikamente leisten zu können. Da sind wir froh, dass wir helfen können.

Seit einigen Monaten können wir einer aus Deutschland stammenden Orthopädie-Expertin Räume und Infrastruktur in einer unserer Kliniken zur Verfügung stellen. Sie bringt insbesondere Frauen bei, wie man Prothesen passgenau für die Patientin fertigen kann. Durch ihre guten Kenntnisse in der Pashtu-Sprache wiederum ist sie für uns sehr hilfreich, weil sie mit vielen Patientinnen kommunizieren kann, die keinen direkten Kontakt zu unseren männlichen Mitarbeitern haben dürfen.

Fachleute im Einsatz

Unsere Werkstatt betreut wie vor dem Machtwechsel die technischen Einrichtungen von 17 Krankenhäusern in der Stadt. So reparieren wir häufig Sterilisatoren. Die werden dringend gebraucht, um OP-Instrumente steril zu machen. Aber wir bringen auch große Industriewaschmaschinen in Ordnung, mit denen die Krankenhauswäsche gereinigt wird. Wir betreuen Notstromaggregate in den Kliniken und wir sind zur Stelle, wenn die Pumpen der Wasserversorgung Mal wieder ausfallen.

In all diesen technischen Bereichen hat sich unsere Mannschaft im Lauf von mehr als vier Jahrzehnten eine hohe Kompetenz und viel Ideenreichtum angeeignet. Wir freuen uns mitzubekommen, wie gut sie ihre Arbeit auch ohne unsere Präsenz vor Ort verrichten. So sind wir dankbar, dass wir trotz vieler widriger Umstände unseren Beitrag zum Gelingen des Gesundheitssystems leisten können.

Eine der Kliniken, die von unserer Werkstatt betreut werden – © Archiv CT-Bruderschaft

Das Gesundheitsministerium hat sich schon mehrfach positiv über unsere Projekte geäußert. Darüber sind wir erleichtert, das bewahrt uns aber leider nicht vor mancherlei Unwägbarkeiten, Schikanen oder Schwierigkeiten durch andere Teile der Regierung. 

Wir sind froh, dass wir wenigstens einigen der Ärmsten Kabuls, die unter unvorstellbar schwierigen Bedingungen leben müssen, ein wenig helfen können. 

Vielen Dank an all die, die uns dabei mit ihrem Gebet und ihren Gaben unterstützen. So können wir in diesem armen Land auch weiterhin Zeichen der Freundschaft und der Nächstenliebe setzen.

Br. Jac, Br. Schorsch, 22.06.22

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