Christusträger Bruderschaft

Bruder Uwe Stodte

Bruder Uwe ist seit 1966 Bruder der Christusträger. Nach vielen aktiven Jahren auf verschiedenen Auslandsstationen verbringt er seinen Unruhestand in Triefenstein.

Bruder Uwe Stodte
Bruder Uwe Stodte
  • Geburt 1940 in Liegnitz/Schlesien
  • Eintritt 1966
  • Beruf Bergmann
  • Arbeitsbereich Unruhestand mit Spezialaufgaben in Triefenstein

Als ich vor bald sechzig Jahren in die Bruderschaft eintrat, begann für mich ein neues Leben. Was war neu an diesem neuen Leben? Das kann ich nur erklären, wenn ich weit zurück in meine Vergangenheit schaue.

Ich bin Jahrgang 1940 und somit während des Krieges geboren und zwar im heutigen Polen, das damals noch zu Deutschland gehörte. Mein Vater ist im Krieg gefallen und wir mussten 1945 flüchten. Nach der Flucht aus Schlesien kam ich mit meiner Mutter in Ibbenbüren in Westfalen an und erlebte dort einen Neuanfang unter schwierigen Bedingungen. Schon als 14-Jähriger musste ich die Schule verlassen und den harten Beruf des Bergmanns erlernen. Ich wohnte in einem christlich geführten sogenannten Bergbaujugenddorf und machte meine Lehre im Steinkohlenbergbau. Ich verdiente ordentlich und konnte mir dadurch auch einige Hobbys leisten. Weil ich immer dazulernen wollte, beschäftigte ich mich schon damals mit arabischen Schriftzeichen, lernte Kalligraphie (Schönschrift) und trampte bis ans Mittelmeer und Ägypten, um dort zu tauchen und zu fotografieren. Außerdem zeichnete ich gerne und nahm an vielen Wettbewerben teil.

Einen echten Neuanfang erlebte ich Mitte 20: Ein Freund nahm mich in Braunschweig mit in eine lebendige Baptisten-Gemeinde. Zum Glauben an Jesus Christus hatte ich bis dahin keinen Bezug. Doch jetzt fing ich Feuer und sagte ein ganzes Ja zu Jesus. Die Jugendgruppe dieser freikirchlichen Gemeinde kannte die Christusträger-Brüder in Auerbach, weil sie dort mal eine Freizeit gemacht hatte. Sie erzählten mir davon und machten mich so neugierig.  Das hatte zur Folge, dass ich ein halbes Jahr später mit dieser Jugendgruppe nach Auerbach fuhr und das Leben der Brüder dort selbst kennenlernte.

Diese »Christusträger« faszinierten mich. Sie diskutierten nicht lange über den Glauben an Gott, sondern packten zu, setzten sich ein für die Ärmsten der Armen in Elendsvierteln Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Genauso wichtig war ihnen die Einladung zum Glauben in Musik und Wort. Bald war mir klar, dass ich genau diesen Weg auch gehen sollte.

So entschloss ich mich, Jesus als Christusträger zu dienen. Den Armen, den Kranken helfen, das war von Anfang an unser Thema und das verwirklichten wir damals mit unseren Christusträger-Schwestern in den Slums von Karachi und Umgebung. Schon kurz nach meinem Noviziat fing ich an, in Pakistan zu arbeiten. Später ging ich von dort mit Brüdern nach Afghanistan, wo ich gut zehn Jahre war. Dann noch einmal für drei Jahre nach Vietnam. Überall in diesen Ländern versuchten wir so gut es ging den Menschen zu helfen. Als ich von Afghanistan zurück nach Deutschland kam, erwarben wir Ralligen in der Schweiz und zehn Jahre später (1986) Triefenstein. Meine Arbeit dort hatte immer etwas mit Bauen zu tun, was meinen Gaben entsprach.

Inzwischen bin ich vierundachtzig und kann auf ein erfülltes Leben zurückblicken. Jetzt im Rentenalter und nach einem Herzinfarkt kann ich keine schwere Arbeit nicht mehr tun. Aber ich will weiter offen und wach bleiben und mich nach meinen Möglichkeiten mit meinen Brüdern gemeinsam einsetzen. Bis heute nehme ich oft den Fotoapparat zur Hand und mache Bilder, mit denen ich dann spannende Vorträge für Gästegruppen gestalte.

Wer hätte gedacht, dass ich einmal ein so aufregendes und erfülltes Leben führen könnte? Ich kann nur sagen: mit Gott zusammen kann man über Mauern springen, kann man wirklich leben. Großartig!

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