Nach einem Sommer mit einigen Tiefschlägen, wollte ich eigentlich zurück nach Stockholm fliegen, meine Masterarbeit schreiben und mir einen Job suchen. Da ich kurz vor meinem geplanten Abflug merkte, dass ich dazu nicht in der Lage war, rief ich Bruder Thomas in Ralligen an. Ich hatte die Idee, eine Auszeit im Kloster zu nehmen, schon eine Weile im Hinterkopf, aber jetzt schien der richtige Moment zu sein. Zwei Tage später war ich in Ralligen und konnte noch nicht ahnen, wie nachhaltig dieser zweieinhalbmonatige Aufenthalt mein Leben verändern würde.
Geistliche Gemeinschaft und wertvolle Persönlichkeiten
Durch Kloster auf Zeit XXL konnte ich das erste Mal richtig »Gemeinschaft im Glauben« erfahren und zu schätzen lernen. Das Konzept der »Gemeinschaft im Glauben« war mir bisher ziemlich fremd. Wie der Großteil meiner Altersgenossen hatte ich mich bisher als »spirituell und nicht religiös« identifiziert.
Formelle Religion ist heutzutage nicht wirklich angesagt und wenn man denn glaubt, dann im stillen Kämmerlein. Aber insbesondere das gemeinsame freie Gebet hat mir gezeigt, dass wir mit allem, was uns auf dem Herzen liegt, zu Gott, unserem Vater, kommen können. Diese Offenheit und das gelebte Vertrauen in der Gemeinschaft vor Gott haben mir ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt, was ich so bisher noch nicht kannte und in keiner anderen Gemeinschaft erleben konnte.

Begegnungen bereichern
Ein zweiter wundervoller Aspekt meiner Zeit in Ralligen war die Begegnung mit einer Vielzahl an tollen und so unterschiedlichen Menschen, sowohl bei der Arbeit als auch in ruhigen Momenten. Bevor ich nach Ralligen kam, dachte ich immer, dass ich sehr gut für mich allein sein kann. Das mag wohl richtig sein, aber was das Leben wirklich wertvoll macht, sind die Begegnungen mit anderen Menschen. Nach langer Zeit im Lockdown bei meinen Eltern und einem recht uniformen Freundeskreis (ich studiere BWL an einer Privatuni) tat es gut, mit Leuten unterschiedlichster Couleur in Kontakt zu kommen: Von den Brüdern über den ehemaligen Suchtkranken bis zur Richterin war alles dabei. Die Liebe zu Christus war das verbindende Element und ich war mir mit vielen einig, dass man diesen Christus in Ralligen ganz besonders spürt.

Von Christusträgern getragen
Kloster auf Zeit XXL war genau das, was ich diesen Sommer brauchte, um wieder zu mir und Gott zu finden. Ich bin den Brüdern unendlich dankbar für die Schaffung dieses wundervollen Ortes und die Öffnung ihrer Gemeinschaft für mich und andere, die Gott wieder näherkommen möchten.
Meine Großmutter hat mir als kleines Kind eine Kette mit dem Bild des heiligen Christophorus geschenkt. Ich trage diese seitdem, habe aber dem Christophorus nicht viel Bedeutung beigemessen. Jetzt glaube ich, dass meine Großmutter geahnt hat, dass auch ich eines Tages ein Stück meines Weges durch Christusträger getragen werde.