Christusträger Bruderschaft

Für mich bist du ein Wunder

Anfang September gab’s im Kloster Triefenstein eine Premiere: Der Verein »Samuel Koch und Freunde« lud fünf Familien zu einem besonderen Wochenende ein. Im Mittelpunkt dabei standen Familienangehörige von Kindern mit Behinderungen. Manuela Steinhauser erlebte das Wochenende als Mitarbeiterin:

© Sophia von Schöning 2019
© Sophia von Schöning 2019

Fünf wunderbare Familien mit besonderen Kindern und deren Geschwistern,  dazu  ein engagiertes Kamerateam, Eltern und Geschwister von Samuel Koch (mit Familien) und wir als  freiwillige Helfer von GCT bzw. »Studentenfutter« – wir erlebten ein Wochenende der Gemeinschaft mit vielen beeindruckenden Persönlichkeiten. Ziel der Freizeit sollte sein, dass die Eltern sich darüber austauschen konnten, wie sie ihren Alltag mit den besonderen Herausforderungen meistern. Die einsatzfreudige Familie Koch wollte alle Teilnehmer unterstützen und verwöhnen. Und speziell die fünf Kinder mit Besonderheiten (zwei Kinder mit Trisomie 21, drei im Rollstuhl) und deren Geschwister sollten ein entspanntes, fröhliches, wohltuendes Wochenende erleben.

© Sophia von Schöning 2019

»Du bist gewollt! Du bist geliebt! Es ist so schön, dass es dich gibt!«

Mit dieser gesungenen Botschaft wurde gleich zu Beginn jede Familie mit persönlichen Namens-Fahnen und unter großem Jubel begrüßt, als sie mit ihren Autos auf den Hof rollte. Besonders herzlich reagierte darauf die 11 jährige Finnja (ein Mädchen mit Trisomie 21). Sie ließ es sich nicht nehmen, jeden einzelnen von uns Mitarbeitern zu sich zu rufen und ganz herzlich in den Arm zu nehmen. 

Spontan und herzlich ging es weiter, in einer unglaublich wertschätzenden Atmosphäre, wo jeder so sein konnte wie er war: etwas aufgeregt, schon müde, neugierig, unruhig, satt aber vor allem dankbar für die gemeinsamen Stunden. Außerdem wurde mit viel Bewegung gesungen und getanzt. Anschließend lasen zwei Mitarbeiter eine Gute-Nacht-Geschichte für Groß und Klein vor. Wer danach noch immer nicht müde war konnte noch ein paar Runden »Mord in Palermo« spielen, bevor auch dem letzten kleinen Mafioso die Augen zufielen.

© Sophia von Schöning 2019

»Mitten im ‚Land unter’, machst du die Welt noch bunter«

Für die Familien ist angesichts vieler Herausforderungen nicht immer »heile Welt«. Wie bunt ihr Leben ist, daran durften wir vor allem am Samstag teilhaben. Nach dem Frühstück trafen wir uns zum gemeinsamen Singen. Anschließend gab es ein gemeinschaftliches Spiel im großen Innenhof, bei dem auch die 15jährige Ella im elektrischen Rollstuhl mitmachen konnte. Dann teilten wir uns auf – manche wollten sich austoben, andere trafen sich zum Gespräch mit dem Singersongwriter Andi Weiss (dessen Lieder das ganze Wochenende prägten).

Nachmittags wagten sich einige mit dem Kanu auf den Main, andere machten einen Spaziergang. Das Ziel war für beide Gruppen das gleiche: Eine Picknickstelle am Main mit Spielplatz. Dort trafen wir uns alle zu Eistee und Kuchen.

© Sophia von Schöning 2019

»Für mich bist du ein Wunder, weil du mich verwunderst, wie du dein Leben meisterst und wie du dich festhältst«

Wundersam wurde es dann abends, als wir uns zum Impro-Theater trafen und jeder, ob Groß, ob Klein, bei einer Szene mitspielen durfte. Es war ein riesiger Spaß und manch ungeahntes Talent konnte auf der Bühne glänzen. Sei es als Pippi Langstrumpf, Zwerg, Asterix, Schlumpf oder Bananenpolizei.

»Du bist doch gut! Bist in dir gesund! Und du bist am Leben, nicht ohne Grund!«

Am Sonntagmorgen war dann auch Samuel Koch selbst angereist. Seit er selbst nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt hat er das starke Anliegen, Familienangehörige von Menschen mit Behinderungen bei ihren Herausforderungen zu unterstützen. Deswegen haben er und seine Familie ihren Verein »Samuel Koch und Freunde« gegründet.

© Sophia von Schöning 2019 

Hier in Triefenstein las Samuel der Gruppe aus seinem neuesten Buch vor und kam mit allen ins Gespräch. Eine eindrückliche Begegnung auf Augenhöhe, bei der tiefe Lebenserfahrungen geteilt wurden. Dabei konnte Samuel auch davon berichten, wie wichtig ihm in seiner Lage die Unterstützung seiner Familie und die Gespräche mit dem – wie er es lächelnd formuliert »Erfinder des Rückenmarks« sind.

Wir alle – die eingeladenen Familien und auch wir Mitarbeiter – konnten sehr viel Gutes aus den Begegnungen an diesem Wochenende mitnehmen. Jeder von uns ist gut gemacht. Dass wir da sind hat seinen Grund. Diese Gewissheit nahmen wir mit nach Hause. Hoffentlich legt dieses Pilotprojekt den Grundstein für viele weitere Freizeiten und Begegnungen dieser Art!

Manuela Steinhauser, 13.09.19

Zurück zu Berichte