Christusträger Bruderschaft

Wiedersehen in Vanga

Ende Januar reiste Gabi Wolf zum sechsten Mal nach Vanga. Während ihr Mann Harald sich dort um technische Probleme kümmert, hat Gabi Zeit, Menschen zu begegnen. Hier berichtet sie von einem besonders bewegenden Wiedersehen:

Christin hat es geschafft – © Harald Wolf, 2019
Christin hat es geschafft – © Harald Wolf, 2019

In diesem Jahr bin ich nur zwei Wochen lang in Vanga, eigentlich eine sehr kurze Zeit für mich. Aber ich kann anknüpfen an vielem, was ich bei meinen letzten Besuchen hier schon gesehen und erlebt habe.

Es ist Freitagmorgen, ich habe mich mit Br. Friedhelm verabredet und möchte ihn bei seiner Visite auf der Kinderstation des Krankenhauses begleiten. Mit meiner grünen Tasche, in der ich Zeichenmaterial und andere Dinge für die Kinder dabei habe, marschiere ich los. Gern besuche ich vor allem die zwei letzten Säle, wo die Diabetes-Patienten untergebracht sind. Dort werde ich immer schon von den Kindern und Krankenpflegern erwartet. Hier habe ich bei meinen letzten Besuchen die kleinen Patienten dazu ermutigt, Bilder zu malen.

Von Diabetes gezeichnet

Br. Friedhelm kämpft für Christin – © Harald Wolf, 2019

Als ich den letzten Saal betrete, ist Br. Friedhelm bereits da. Seine Visite kann beginnen. Aufmerksam werden die losen Blätter durchgesehen, auf denen die Laborwerte der einzelnen Patienten notiert sind. Genau vor einem Jahr habe ich hier die Diabetikerin Christin kennengelernt. Ein schmales, unterernährtes Mädchen im Alter von 14 Jahren. Sie kommt aus einem Dorf in der näheren Umgebung von Vanga. Ihre Eltern leben nicht mehr, sie wohnt in einer ärmlichen Hütte bei ihrer Oma. 

Als Br. Friedhelm sie dort untersuchte sah er sofort: Christin muss ins Hospital. Ihre Krankheit muss ganz regelmäßig kontrolliert und behandelt werden. Von Anfang an war es dabei Br. Friedhelms Ziel, dass Christin selbständig mit ihrer Krankheit zurechtkommt. Das heißt, sie musste wirklich verstehen, was Diabetes heißt und wie sie damit umgehen kann. Christin ist ein intelligentes Mädchen und so kapierte sie schnell. Mit Hilfe von Br. Friedhelm und seinem Team schaffte Christin es, allein ihren Blutzucker zu messen und sich dann selbständig Insulin zu spritzen. Immer wieder schaute Br. Friedhelm nach ihr und nahm sich viel Zeit für sie.

Verwandlung in einem Jahr

Besuch aus Deutschland: Gabi Wolf – © Harald Wolf, 2019

Bei meinem Besuch in diesem Jahr treffe ich Christin nicht mehr hier im Krankenhaus an. Stattdessen sehe ich sie überraschend bei einem Gottesdienstbesuch und kann meinen Augen kaum glauben: Christin steht zwischen vielen anderen fröhlichen jungen Leuten im Jugendchor. Voller Freude und Begeisterung singt sie mit. Die Musik macht ihr sichtbar Freude, ihr ganzer Körper bewegt sich im Rhythmus.

Nach dem Gottesdienst besucht Christin mich im Haus der Brüder. Dabei erfahre ich, dass sie inzwischen nicht mehr im Krankenhaus leben muss. Sie wohnt im Steinhaus einer Krankenschwester. Sie hat es geschafft, zuverlässig und regelmäßig nach sich und ihrer Krankheit zu sehen. Was mich besonders freut: Christin besucht  jetzt die Schule. 

Welch ein Unterschied: Die Behandlung in Vanga hat aus einem zurückhaltenden, fast nicht mehr lebensfähigen Kind eine fröhliche Persönlichkeit werden lassen. Gott sei Dank!

 

Gabi Wolf, 07.02.19

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