Mein Name ist Bruder Mathias. Am Anfang war es komisch, aber nach einem Jahr bin ich mittlerweile daran gewöhnt, mit »Bruder Mathias« angesprochen zu werden. Seit Juni 2021 bin ich Novize bei den Christusträgern in Ralligen.
Dort habe ich bei einem »Kloster auf Zeit« das gemeinsame Leben der Brüder kennen- und schätzen gelernt und gespürt, dass es ein guter Weg für mich sein kann, selbst Bruder zu werden.
Aufgewachsen bin ich in einem Dorf bei Weinsberg in der Nähe von Heilbronn. In der Kinderkirche der evangelischen Landeskirche bin ich mit dem christlichen Glauben in Berührung gekommen und wurde nach der Konfirmation Kinderkirchmitarbeiter.
Nach Abitur und Zivildienst geriet ich in eine Sinnkrise und begann, aus der Not und auch aus Verlegenheit in Tübingen evangelische Theologie zu studieren. Ich wollte eine tragfähige Antwort für mein Leben finden. Und in der Tat bin ich während des Theologiestudiums zum Glauben an Jesus gekommen. In Tübingen habe ich anfangs im Albrecht-Bengel-Haus gelebt und mich später in der SMD (Studentenmission Deutschland) engagiert. Dort haben mich besonders die Begegnungen mit internationalen Studenten, mit Christen aus anderen Konfessionen und Kulturen, geprägt. Im Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen habe ich immer wieder Gottesdienstvertretungen übernommen und eine Freude beim Verkündigen des Evangeliums gespürt, aber nach einer Depression erschien mir der Weg ins Pfarramt mehr und mehr fraglich.
Später habe ich in der Nachbarschaftshilfe und als Demenzbetreuer gearbeitet. Geistlich beheimatet war ich in der Jakobusgemeinde in der Tübinger Altstadt. Dort war ich einer der Lektoren im Gottesdienst – und auch hier in Ralligen ist es eine schöne Aufgabe für mich, wenn ich bei den Gebetszeiten aus der Heiligen Schrift lese. Hier in Ralligen arbeite ich im Gästebüro und beim Hausputz, helfe mit, Gästegruppen zu begleiten und springe in der Küche ein, wenn unser angestellter Koch frei hat.
Ich fahre gerne Fahrrad und freue mich schon auf meine nächste Radwanderung in Italien. In meiner freien Zeit spiele ich klassische Gitarre; hin und wieder spiele ich auch Gästegruppen Stücke von Johann Sebastian Bach vor.
Mich begleitet seit längerem ein Vers aus dem 1. Korintherbrief: »Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.« (1. Kor 15,10). Ich wünsche mir für meinen Weg mit den Christusträgern, immer tiefer aus Gottes Gnade zu leben und mit anderen gemeinsam zu entdecken, wie unendlich groß und weit Gottes Gnade ist, durch die und von der wir alle leben.